Dr. Jan Hennings OP Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein

Aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht noch daran, dass im vergangenen Sommer eine kleine Knie-OP nötig war, damit ich meine hoffnungsvolle Tennis-Karriere auch weiterhin optimal vorantreiben kann. Oder sagen wir, schmerzfrei laufen ;) Zu diesem Anlass begab ich mich in die Park-Klinik Manhagen, genauer gesagt: unter das Messer von Dr. Jan Hennings, dem Leiter der Unfallchirurgie in dieser Klinik. Als engagierte Reporterin nutzte ich die gute Gelegenheit nicht nur, um mir einen umfassenden Eindruck von der Klinik zu verschaffen, ich bat den Herrn Dr. direkt zum Interview und durfte mir auch seinen Arbeitsplatz noch einmal ganz in Ruhe und ohne jegliche Betäubungsmittel anschauen. Mit anderen Worten: Ich bekam eine exklusive OP-Führung.  Worüber wir sprachen? Lest einfach selbst.

Fußballprofi oder doch lieber Orthopäde?

Dr. Jan Hennings, Leiter der Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein
Dr. Jan Hennings, Leiter der Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein

Wann fiel Ihre Entscheidung, Arzt zu werden?
Dr. Jan Hennings: Als Kind wollte ich Fußballprofi werden. Als Jugendlicher spielte ich dann semi-professionell Fußball, zeitweise auch in der 3. Liga. Natürlich kam es dabei auch immer mal zu Verletzungen, das gehört dazu. In solchen Situationen kümmerten sich Mannschaftsärzte und Physiotherapeuten um uns Spieler, ich begann aber auch, mich selbst zu tapen.

Diese Mannschaftsärzte hinterließen einen gewissen Eindruck bei mir. Ich fand toll, was sie leisteten, und dachte mit etwa 16/17 Jahren zum ersten Mal selbst daran, Orthopäde zu werden. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich eine kleine Praxis betreiben und am Wochenende mit meinem Arztkoffer über das Spielfeld laufen, wenn sich ein Spieler verletzt.

Die Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein
Die Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein

Wie kamen Sie dann zur Unfallchirurgie?
Kurzzeitig überlegte ich Jura oder Informatik zu studieren, entschied mich dann aber tatsächlich für Medizin. Das Studium konnte ich mir glücklicherweise durch das Fußballspielen selbst finanzieren. Es erfordert eine hohe Motivation und viel Fleiß. Später wurde klar, dass mir der chirurgische Bereich liegt und so kam ich zur rekonstruktiven Orthopädie. Dafür ist ein gewisses räumliches Denken nötig und recht hohe Anforderungen auf technischer Ebene. Dabei ist es aber immer wichtig, ein eingespieltes und gutes Team zu haben – der Star ist die Mannschaft!

Aufregung bei der ersten OP

Schrauben aus einem Wirbelsäulen-Implantat – Foto: Nicole Stroschein
Schrauben aus einem Wirbelsäulen-Implantat – Foto: Nicole Stroschein

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Operation?
Es war eine Material-Entfernung im Oberschenkel, im Lubinus Clinicum in Kiel. Obwohl ich als Student hunderte Male daneben gestanden hatte und auch schon assistieren durfte, war ich sehr aufgeregt. Ein unglaublich emotionales Erlebnis. Der Oberarzt sah, wie ich zitterte. Er war sonst sehr autoritär und „knurrig“, sprach mir aber in dem Moment fast schon liebevoll Mut zu: „Sie schaffen das schon!“ Und natürlich ging auch alles gut. In diesem Clinicum arbeitete ich dann einige Jahre und wurde auch Oberarzt.

Wie kamen Sie dann zur Park-Klinik?
2012 wurde in der Park-Klinik Manhagen die Unfallchirurgie aufgebaut und ich durfte diesen Bereich leiten. Die Park-Klinik besitzt einen hervorragenden Ruf und ist eine hochspezialisierte Klinik auf höchstem Niveau und einfach eine Top-Adresse für Patienten und Ärzte. Das war natürlich eine wunderbare Herausforderung, die ich sehr gern annahm.

Dr. Jan Hennings, Leiter der Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein
Dr. Jan Hennings, Leiter der Unfallambulanz der Park-Klinik-Manhagen in Großhansdorf – Foto: Nicole Stroschein

Jeder Patient ist anders

Wissen Sie genau, wieviele Eingriffe Sie schon vorgenommen haben?
Bei meiner ersten OP war ich 27, in den letzten 16 Jahren sind es etwa 10 000 Operationen gewesen. Knie, Schultern und andere Gelenke. Wobei ich tatsächlich Knie und Schultern besonders spannend finde, weil sie eine sehr komplexe Anatomie aufweisen.

Das menschliche Knie – Foto: Nicole Stroschein
Komplexes Gelenk: das menschliche Knie – Foto: Nicole Stroschein

Was sind die größten Herausforderungen in ihrem Beruf?
Die größte Herausforderung ist, dass jeder Patient anders ist. Egal, wie viele Knie oder Schultern ich schon behandelt habe – ich muss mich immer wieder neu auf den Menschen vor mir einstellen. Ich arbeitete auch ein Jahr in Australien und lernte dort unheimlich viel über „The art of medicine“. Dazu gehört, jeden Patienten in seiner Persönlichkeit zu erfassen und ihm so optimal zu helfen.

Narkoseeinleitung für den OP – Park-Kinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein
Narkoseeinleitung für den OP – Park-Kinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein

Dieses Gespür für Patienten zu entwickeln ist tatsächlich eine Kunst. Man wird ein bisschen zum Hobby-Psychologen. Und so kann es auch passieren, dass verschiedene Patienten mit den gleichen Problemen unterschiedliche Therapien bekommen. Bei einem ist eine Spritze das Mittel der Wahl, ein anderer ist mit Krankengymnastik besser beraten. Einen eher vorsichtigen Menschen muss ich nach einer OP ermutigen, einen anderen eher etwas bremsen, um die Genesung optimal voranzutreiben.

Wieviele Stunden arbeiten Sie am Tag?
Etwa 10 – 12 Stunden am Tag. Normalerweise sitze ich etwa um 5.45 Uhr am Schreibtisch und beantworte z. B. Mails oder bereite Vorträge vor. Dann natürlich der Klinik-Alltag mit Sprechstunden, Operationen, Visiten. Und ich lese ich auch regelmäßig Fach-Literatur und -Magazine. Mein Beruf ist gewissermaßen auch mein Hobby und macht mir einfach Spaß.

Dr. Jan Hennings OP Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein
Dr. Jan Hennings bereitet sich auf eine OP vor – Foto: Nicole Stroschein

Was würden Sie ändern, wenn möglich?
An meiner aktuellen beruflichen Situation würde ich tatsächlich nichts ändern, aber natürlich wäre weniger Bürokratie nicht schlecht. Das Versorgungssystem bei uns ist exzellent, die Park-Klinik Manhagen ist ein zuverlässiger, innovativer Partner und ich arbeite in der Ambulanz und im OP mit einem fantastischen Team zusammen. Die 36-Stunden-Dienste, die es am Anfang meiner Karriere für Ärzte noch gab, gehören heute zum Glück der Vergangenheit an. Das ist durch das Arbeitszeitschutzgesetz inzwischen viel besser geregelt.

Das eigene Kind operieren?

Gibt es Eingriffe, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ich konnte schon vielen Leistungssportlern helfen, ihre Karriere erfolgreich fortzusetzen, das ist immer etwas Besonderes. Eine der schlimmsten Situationen in meiner Karriere war, als mein Sohn sich mit 5 Jahren den Unterarm gebrochen hatte. Die Entscheidung darüber, ob ich die Operation selbst durchführen soll, war furchtbar. Ich entschied mich schließlich dafür und zum Glück ging auch alles gut.

Dr. Jan Hennings in einem OP der Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein
Dr. Jan Hennings in einem OP der Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein

Ein anderes Mal wollte eine Bekannte, dass ich sie operiere. Hier war ich unsicher, ob es gut wäre, da wir uns gut kannten. Sie ließ sich in einer anderen Klinik operieren, es ging alles schief und ich gab mir eine Teilschuld. Heute weiß ich, dass ich bei einer Operation ganz einfach funktioniere, fokussiert bin und alles andere ausblenden kann. Das läuft nach einem Programm ab, je nachdem, welcher Eingriff es ist, gibt es eine gewisse Anzahl von Schritten, die automatisch aufeinander folgen, wie ein Fahrplan.

Laufen, Radfahren, Golf

Welche Ziele oder Wünsche haben Sie für Ihre berufliche Zukunft?
Ich möchte auch in Zukunft, etablierte Therapieverfahren in spezialisierter Form und modernste Behandlungsmöglichkeiten zum Wohle meiner Patienten anwenden und gleichzeitig Innovationen vorantreiben. In meinem Team leben wir eine Kultur der Kritik- und Lernfähigkeit. Wir haben Demut vor dem, was wir täglich tun. Das möchte ich unbedingt beibehalten und weiterentwickeln.

Mobiles Röntgengerät für die OP's der Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein
Mobiles Röntgengerät für die OP’s der Park-Klinik Manhagen – Foto: Nicole Stroschein

Mir liegt immer daran klinikinterne Prozesse und Abläufe voranzutreiben und zu optimieren. Außerdem werden auch wir als Chirurgen zunehmend mit Zukunfts-Technologie konfrontiert werden. Ein Beispiel ist hier die autonome Intelligenz, Stichwort OP-Robotik. Das wird eine Herausforderung sein, an der wir gemeinsam „wachsen“.

Ein OP in der Park-Klinik Manhagen. Der eigentliche OP-Tisch kommt erst mit dem Patienten auf die silberne Säule – Foto: Nicole Stroschein
Ein OP in der Park-Klinik Manhagen. Der eigentliche OP-Tisch kommt erst mit dem Patienten auf die silberne Säule – Foto: Nicole Stroschein

Wie schalten Sie am Besten vom Berufsalltag ab?
Beim Sport entspanne ich auch heute noch sehr gut: Laufen, Radfahren oder auch mal den Golfschläger schwingen. Ich bin auch gerne in der Natur, auch Gartenarbeit gehört dazu. Ansonsten bin ich ein Familienmensch und meine Kinder halten mich auf Trab. Außerdem trainiere ich eine Jugendmannschaft im Fußball – das ist eine schöne Abwechslung.

Im Interview mit Dr. Jan Hennings – Foto: Julia Theinert
Im Interview mit Dr. Jan Hennings – Foto: Julia Theinert

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7 Kommentare

  1. Ach, da ist ja endlich das lang ersehnte Interview mit dem großartigen Dr. Hennings. Schöner Bericht wieder einmal, den du da geschrieben hast! Angesichts der schönen Fotos kann ich fast sagen, dass ich mich auf eine erneute OP freue, obwohl…ohne geht es auch 😀 und nur als Zuschauer durch die OP-Räume gehen ist sicherlich auch ok, oder?!

    1. Ah, hey Cordula! Als Zuschauer durch die OP-Räume zu gehen, ist viel besser. Ich möchte keine neue OP. Da kann der Herr Dr. noch so großartig sein :) Übrigens: Ich habe noch einen neuen Blog: ahrensburg-blog.de – da gibt es jetzt auch schon eine Geschichte aus der Park-Klinik :)

  2. Ja, die Qualitäten von Dr. Hennings kann ich voll und ganz bestätigen. Die Operation an meinem Schultergelenk, die ich am 18.11.2020 auf eigenen Wunsch in Regionalanästhesie durchführen ließ, war einer Dampferfahrt ähnlich. Der Erfolg: bis jetzt 1A
    Vielen herzlichen Dank!

    1. Hallo Thomas,

      das freut mich sehr, wobei ich nicht genau weiß, ob eine OP sich wie eine Dampferfahrt anfühlen sollte 😅
      Aber, solange das Ergebnis super ist, hat der liebe Dr. Hennings alles richtig gemacht.

      Viele Grüße und weiterhin gute Besserung!

      Nicole

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