Tennis trotz Knorpelschaden – Foto: Karen Hörlik

Tennis trotz Knorpelschaden? Genau vor einem Jahr lag ich – leicht medikamentös benebelt, in einem schönen Zimmer der Park-Klinik Großhansdorf und betrachtete irritiert diesen Schlauch, der aus meinem bandagierten Knie ragte. Die Einzelheiten erspare ich euch, aber ich war zu der schmerzhaften Erkenntnis gekommen, doch nicht unkaputtbar zu sein. Knorpelschaden, fiese Entzündungen im Knie. Der erste Schritt zur Arthrose?

Kein Tennis ist keine Lösung!

Jeder mit Verstand dachte oder sagte: Wäre besser, du widmest dich einer gelenkschonenderen Sportart als Tennis. Nun verdiene ich ja auch kein Geld mit diesem Sport, ich habe überhaupt erst mit über 40 erstmals einen Schläger in Händen gehalten. Das Ganze hat also eher volksnahes Niveau. Dazu diese wenig charmante Diagnose für meine Knie – wäre ich ein Außenstehender, hätte ich mir auch davon abgeraten, weiterhin Tennis zu spielen.

Fast wie neu: Nics Knie – Foto: Luzie Stroschein
Fast wie neu: Nics Knie – Foto: Luzie Stroschein

Doch: Kein Tennis ist keine Lösung! So ungünstig der Sport auch für angeschlagene Knie und andere Körperteile sein mag – er ist extrem wichtig für meine seelische Gesundheit. Kaum etwas verschafft mir so gute Laune wie ein paar gut geschlagene Bälle. Es galt also abzuwägen und vor allem, einen Plan auszuhecken, wie ich wieder so fit werden könne, dass hier und da ein paar Bälle drin sind und Tennis trotz Knorpelschaden möglich.

Zurück auf den Platz – ein langer Weg

Mit Krücken auf dem Tennisplatz – Foto: Luzie Stroschein
Mit Krücken auf dem Tennisplatz – Foto: Luzie Stroschein

Das erste Mal betrat ich den Platz tatsächlich noch auf Krücken – wenn auch nur für ein Foto. Vor allem aber begann ich, daran zu arbeiten, wirklich wieder spielen zu können. Ich sags mal so: Das Ganze dauerte wesentlich länger als mir lieb war. Denn Geduld gehört nicht zu meinen größten Stärken 😆

Diese „Arbeit“ bestand und besteht aus mehreren Komponenten:

  • Stärkung der Beinmuskulatur, um die Knie zu entlasten.
  • Gymnastik
  • Ernährungsumstellung
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Feste Bandagen und maßgeschneiderte Einlagen für die Schuhe
  • Das richtige Maß, also eher Doppel als Einzel, lieber eine Stunde, statt 3
  • Wöchentliches Training, um die Technik zu verbessern.

Kurz gesagt: ich probierte und probiere einfach alles aus, was mir empfohlen wird und mir nicht als totaler Schwachsinn erscheint, bzw. zumindest einen Versuch wert ist. Wie sich das genau darstellt, werde ich in den nächsten Wochen in einzelnen Beiträgen erklären. Da ich weiß, dass es viele Menschen da draußen gibt, die auch Knie-Probleme haben und sicher interessiert an meinen Versuchen sind, auch wenn sie nicht Tennis spielen. Gesunde Knie sind nämlich einfach eine tolle Sache!

Tennis mit Knorpelschaden – Stand der Dinge

Stand der Dinge ist: ich spiele Tennis, ich bestreite sogar Punktspiele. Meine Knie sind zwar bei weitem nicht wie neu und es gibt auch Tage, an denen ich nicht besonders optimistisch bin, trotzdem geht es stetig bergauf und ich bin überzeugt davon, dass dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Vor jedem Spiel bereite ich mich ausführlich vor. Ich wärme mich auf, meistens fahre ich Fahrrad, und turne, auch wenn die anderen komisch gucken. Es läuft sich einfach geschmeidiger nach diesem Programm.

Tennis trotz Knorpelschaden – Foto: Karen Hörlik
Tennis trotz Knorpelschaden – Foto: Karen Hörlik

Wichtig: Was ich nie tue, ist Schmerzmittel zu nehmen. Das wäre mir viel zu gefährlich. Den Schmerz zu unterdrücken und so die Warnsignale zu überhören, kommt nicht infrage. Wenn es nicht geht, höre ich auf. Kürzlich habe ich sogar ein Einzel und ein Doppel gespielt, weil es nicht anders ging. Auch das haben meine Knie mir verziehen, ich laufe aber nicht jedem Ball hinterher, das verzeihen mir zum Glück meine Teamkolleginnen 😄

Die Sache mit dem Knie – ein erstes Fazit

Wenn ich eins im vergangenen Jahr gelernt habe, dann, dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was mir wirklich wichtig ist. Ich habe mich selbst überrascht, denn von Haus aus bin ich nicht besonders diszipliniert. Aber ich liebe Tennis so sehr, dass mir die täglichen Übungen überhaupt nicht mühsam erscheinen. Abgesehen davon erleichtern sie meinen Alltag auch, ohne dass ich Tennis spiele. Alles wird leichter durch diese Übungen, deshalb zeige ich sie euch in einem extra Beitrag. Vorab aber schon mal: Die entscheidenden Zauberworte sind Wadendehnung, Hüftöffnung und Faszienrolle.

Wadendehnung im nach unten schauenden Hund – Foto: Luzie Stroschein
Wadendehnung im nach unten schauenden Hund – Foto: Luzie Stroschein

Ohnehin bin ich überzeugt davon, dass wir einen Großteil unseres körperlichen Wohlbefindens, bzw. unserer Leistungsfähigkeit selbst in der Hand haben. Will sagen: Gymnastik, gesunde Ernährung und eine aktive Lebensweise können dafür sorgen, dass wir schmerzfrei und gut gelaunt durch unser Leben laufen, statt uns zu quälen. Klingt wie aus einer Broschüre der Krankenkasse und ist keine neue Erkenntnis für die Welt, aber es ist eben doch noch mal etwas anderes, die Dinge am eigenen Leib zu erfahren als nur davon zu lesen oder zu hören.

Kurz zusammengefasst: Wenn du einen Traum hast, kämpf ruhig dafür und glaub an dich. Es ist mehr möglich als du denkst. Hilfreich sind allerdings auch gute Freunde, die dich im richtigen Moment davon abhalten aufzugeben. In diesem Sinne: Danke, liebe Heike 💖

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6 Kommentare

  1. Nicmag, ich bin 3 Monate nach einer Op mit Mencussteilentfernung und Knorpelschaden noch nicht wieder schmerzfrei. Wo finde ich deine Dehnübungen für Wade , Hüfte und Faszienrolle?GlG

    1. Hallo Marion,

      sorry, ich habe deinen Kommentar jetzt erst gelesen. Schau mal bei Liebscher & Bracht unter dem Stichpunkt Kniebeschwerden. Da gibt es mehrere Videos.
      Ich werde aber meine Übungen einfach noch einmal selbst in einem Beitrag zeigen.

      Abgesehen davon: Sei unbesorgt, meine OP liegt jetzt 1 Jahr und 3 Monate zurück und es geht immer noch aufwärts. Nach drei Monaten war ich weit davon
      entfernt, schmerzfrei zu sein. Es braucht viel Geduld. Lieben Gruß und alles Gute für dich.

      Nicole

  2. Hallo, ich habe deinen Artikel gerade gelesen und du sprichst mir aus der Seele. Auch ich habe im Tennis meine große Liebe gefunden. Leider bin ich nun in den letzten 6 Monaten 2 mal am Knie operiert worden. Nun warte ich auf den richtigen Zeitpunkt wieder endlich den Schläger in in die Hand zunehmen und ein paar bälle zu schlagen. Ich kann es kaum erwarten.
    Dir alles gute

    1. Hallo Daniela,

      schön, von dir zu lesen. Und: ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass sich alles so entwickelt, wie du es dir wünscht. Eines kann ich heute sagen: Es ist viel mehr möglich als viele glauben. Dafür ist allerdings das richtige Aufbautraining und Geduld nötig. Aktuell teste ich ein Personaltraining in einer Physiotherapiepraxis in meinem Heimatort. Darüber werde ich hier demnächst auch schreiben. Es geht viel um Körperwahrnehmung, Stabilisierung und Muskelaufbau da, wo es wirklich dem Knie hilft. Und ich bin überzeugt davon, im Sommer wieder richtig Gas geben zu können :)

      Lieben Gruß

      Niole

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