„Schnell noch ein Buch für die U-Bahn-Fahrt nach Hause, ach, das mit den Blümchen auf dem Cover sieht nett aus“, so meine Gedanken an dem Abend, an dem ich beginne „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ zu lesen. Zwei U-Bahn-Stationen und wenige Roman-Seiten weiter bin ich mir sicher „verdammt, das war die falsche Entscheidung.“
Der Anfang vom Ende
Rabbit Hayes ist 40 Jahre jung, Mutter eines zwölfjährigen Mädchens und sie wird sterben. Der Krebs ist so weit fortgeschritten, dass sie gleich zu Beginn des Romans vom Krankenhaus in ein Hospiz verlegt wird – und mir die Tränen in den Augen stehen.
Ich fürchte, die Geschichte ist nichts für mein zart-besaitetes Gemüt. Egal ob Buch oder Film – ich muss immer sehr sorgfältig abwägen, wieviel Tod, Krankheit, Elend oder auch Psycho-Thrill ich mir gerade zumuten kann.
Flüche, Chaos und jede Menge Liebe
Im schlimmsten Fall bin ich tagelang bedrückt und niemand hat mehr Freude an mir. Doch zurück zu Rabbit Hayes und besagtem Tag in der U-Bahn. Ich ärgere mich zwar, dass ich nicht darauf geachtet habe, worum es in dem Buch geht, doch mangels Alternative lese ich einfach weiter. Zumal Rabbit und ihre Familie mir sofort sympathisch sind.
Ihre Mutter flucht ganz und gar nicht ladylike, die Schwester steckt mit ihren drei Kindern mitten im größten Familienchaos und wirft ihrem Ehemann sogar vor lauter Verzweiflung eine Tasse an den Kopf, und Rabbits Bruder, ein Schlagzeuger, kommt extra aus den USA in seine irische Heimat geflogen, um Rabbit zur Seite zu stehen.
Pfeif doch auf die Tränen!
Insgesamt dauert meine Fahrt nach Hause 45 Minuten, als ich angekommen bin, ist mir klar: Ich werde dieses Buch nicht wieder aus der Hand legen, bis ich es komplett gelesen habe. Egal, wieviele Tränen ich dabei vergieße!
Zwei Tage und über 500 Seiten später lege ich Rabbit Hayes und ihre Geschichte mit einem Lächeln beiseite und bin so froh, dass ich ihr eine Chance gegeben habe. Ja, ein paar Tränen habe ich vergossen, aber es gab auch viel zu lachen und so viel Liebe. In den neun Tagen vor ihrem Tod, erfahren wir nicht nur, wie ihre Familie mit der Situation umgeht und letztlich auch sie selbst, wir dürfen auch rückblickend an Rabbits Leben bis hierher teilnehmen und viele, bewegende Momente mit ihr und ihrer Familie erleben.
Fazit: Ein wunderbares Buch, das bei aller Traurigkeit auch soviel Wärme und Weisheit vermittelt, dass ich gern noch weitergelesen hätte oder – noch besser – ein Teil dieser großartigen Familie sein möchte!
Die letzten Tage von Rabbit Hayes erscheint morgen, am 20.3.2015 bei rororo, es hat 512 Seiten und kostet als ebook 9,99 Euro, als Taschenbuch 12 Euro, ISBN 978-3-644-53381-3. Auf der Homepage des Verlages gibt es auch eine Leseprobe.