Freunde der gepflegten Unterhaltung. Die Sonne scheint, soziale Kontakte des realen Lebens wollen betreut werden. Die Grillkohle glüht. Ich mach es kurz: Heute eine Perle des Archivs. Eine Kolumne, die nic im Jahre 2010 für eine Zeitschrift schrieb, die leider nur ein einziges Mal erschien. lisaschulecoverIhr Name war Lisa Schule und ich sonderte ein paar launige Zeilen zum Thema Einschulung ab. Das haben wir inzwischen zweimal hinter uns, irgendwie ist der Text aber immer noch aktuell, wenn auch für nachfolgende Generationen. Viel Spaß beim Lesen!

Hilfe, wir kommen in die Schule!!!

Irgendwie geht es wohl jeder Mutter so, wenn das erste Kind  mit Ranzen und Schultüte losstiefelt – Entsetzt fragt sie sich: „Für mein Baby beginnt der Ernst des Lebens???? War es nicht erst gestern, dass es zur Welt kam?“. Anmerken lassen wir uns natürlich nichts davon. Statt dessen marschieren wir tapfer zum ersten Info-Abend. Und stellen schnell fest: Die Sache ist noch viel ernster als befürchtet. Ich für meinen Teil hockte staunend in der Aula der zuständigen Grundschule unseres Heimatstädtchens vor den Toren Hamburgs und fing nach einer Weile ernsthaft an zu überlegen, ob ich mir nicht schon viel früher über mögliche Studiengänge für meine Fünfjährige hätte Gedanken machen müssen …“ So, wie es offensichtlich in einigen Haushalten durchaus der Fall war.

Ehrgeizige Eltern

Hochmotivierte Mütter und ein paar vereinzelte Väter diskutierten über die Möglichkeit, eine Klasse zu überspringen, wollten wissen, wie sie ihren offensichtlich hochbegabten Nachwuchs, optimal auf eine große Karriere vorbereiten könnten. War ich froh, als die Direktorin der Schule das Wort ergriff: „Lesen, Schreiben und Rechnen bringen wir ihren Kindern bei, das müssen sie nicht schon vor der Einschulung können. Aber es wäre schön, wenn die Erstklässer die kleinen Dinge es Alltags beherrschen – Zum Beispiel eine Schleife binden!“ Irgendwie musste ich grinsen.

Ranzen sind schnell vergriffen

Schließlich der große Akt des Ranzenkaufs! Ziemlich naiv hatte ich geglaubt wir hätten damit Zeit bis zu Luzies sechstem Geburtstag im Juni. Im Januar holte mich eine andere Mutter brüsk auf den Boden der Tatsachen zurück: „Spätestens ab Mai gibt es nichts anständiges mehr. JETZT sind die Schulranzen-Messen. Jetzt solltet ihr losgehen …“ Brav trottete ich also mit beiden Kindern und meiner Mutter zur nächsten Schulranzen-Messe in einem örtlichen Autohaus. Der Kauf selbst verlief ziemlich unkompliziert, mal abgesehen davon, dass mein Dreijähriger Streit um ein Rutscheauto der deutschen Edelmarke anzettelte. Seine Schwester, die Omi und ich wurden uns innerhalb von zehn Minuten einig über Farbe, Form und Design des Ranzens. Und es gab noch nicht einmal ein Drama, als Luzie ihr neues Schmuckstück nach Anprobe und Kauf bis zum Geburtstag wieder hergeben musste. Bis heute frage ich mich allerdings, ob die Organisatoren tatsächlich glauben, man würde sich nach der luxuriösen Anschaffung eines Ranzens, nebst Federmäppchen, Faulenzer und Turnbeutel noch einen deutschen Mittelklassewagen leisten können …?

Was das alles wohl in D-Mark gekostet hätte …?

Der große Tag der Einschulung. Nic und Luzie
Der große Tag der Einschulung. Nic und Luzie

Meine Mutter, die das gute Stück großzügig spendiert hatte, rechnete noch Wochen später geschockt um, wieviel der Gegenwert der Grundausstattung in D-Mark gewesen wäre … Als Luzie den Ranzen allerdings im Juni endlich überreicht bekam, wurde dieses Thema Nebensache. Das gute Stück steht seither neben ihrem Bett – und ich glaube, manchmal streicht sie nachts liebevoll über die rote Klappe mit dem aufgestickten Pferd … Diese Riesen-Begeisterung für die Schule, wird wohl erfahrungsgemäß nicht bis zur Pubertät vorhalten. Vielleicht können wir sie ja wenigstens über einen Großteil der Grundschulzeit retten. Aber nun muss ich mich wirklich langsam mit dem Gedanken an eine Schultüte auseinandersetzen. Schließlich sind es nur noch ein paar Tage bis zum wichtigsten Tag in unserem bisherigen Leben. Gekauft oder selbstgebastelt – das ist wohl die Masterfrage …

 

ranzen

Nachtrag aus dem Mai 2014: Luzie geht immer noch gern zur Schule. Der Rosa-Ranzen hat es allerdings nicht die geplanten vier Jahre durchgehalten. Er ist von einem coolen, schwarzen Rucksack abgelöst worden. Irgendwann, Anfang diesen Jahres. Ach, und die Schultüte haben wir gekauft, nach Luzies Wünschen. Hat vollauf zum Glück gereicht ;)

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5 Kommentare

  1. Beim Durchlesen musste ich schmunzeln. Ein Schulranzen ist wirklich eine teure Angelegenheit, wenn man bedenkt, wie er dann in die Ecke gepfeffert wird von den Kindern. Eigentlich sollte man nach einer Einschulung günstiger einen kaufen bevor das Kind eingeschult wird. Problem ist nur, ob der Schulranzen dann bis zur Einschulung noch gefällt.

    1. Du meinst, einen Ranzen schon im Vorjahr kaufen? Das ist vermutlich wirklich schwierig, sie gefallen den Kindern ja eh schon viel zu schnell nicht mehr… Ich würde ja fast dazu raten, etwas günstiges zu kaufen. Aber ich hab leicht reden, wir sind ja durch mit dem Thema. Immerhin hatte der Hersteller vom Ranzen meines Sohnes einen guten Kundeservice ;)

      https://nicmag.de/nic-mag-kundenservice/

  2. Vor den Toren Hamburgs… gleich mal ins Impressum luschern… ui, da sind wir ja fast Nachbarn… aber nur fast… Den Spaß der Einschulung dürfen wir uns nun zu den Sommerferien gönnen mit unserer Großen… man darf jawohl gespannt sein…

    lg
    Marc

    1. Oh, ja, das wird und ist spannend! Ich wünsche euch entspannte Miteltern. Meine Große (die aus der Geschichte), kommt jetzt schon auf die weiterführende Schule und ich bin ziemlich froh darüber, mich nicht mehr über jeden Pieps mit aufgeregten Eltern austauschen zu müssen. Ihr Bruder ist aktuell in der ersten Klasse und hier ist mir endgültig klar geworden: Ich bin nicht so unbedingt dafür geboren, mich auf Elternabenden zu verlustieren :)

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