Zwei Kinder, ein Reihenhaus im Grünen, dazu ein Kombi vor der Tür – über kurz oder lang stehen selbst die coolsten Zeitgenossen vor der Entscheidung, ob sie dieses Klischee leben wollen, bzw. müssen. Vor allem das Reihenhaus-Szenario zwingt immer mehr lässige Städter in die Knie. Der Grund: Altbauwohnungen in den beliebten, deutschen Großstädten, mit dem Charme von Jugendstil oder Gründerzeit, sind Mangelware und/oder unbezahlbar.
Ein Reihenhaus steht selten allein
Genau dieses Dilemma ist diese Woche Thema eines launigen ZDF-Films namens „Ein Reihenhaus steht selten allein“ (Donnerstag, 29.5., 20.15 Uhr). Rechtsanwältin Anne (Ulrike C. Tscharre) und ihr Mann, der Grafik-Designer Jan (Stephan Luca), ziehen mit ihren Kindern (15 & 8) in eine Frankfurter Vorstadt-Siedlung mit gefühlt 250 geklonten Reihenhäusern sowie leicht-irren Nachbarn, die immer und überall zu sein scheinen und dabei jedes Klischee bedienen. Während Anne meistens bis zum späten Abend in ihrer Kanzlei ist und glaubt, das bezahlbare Haus im Grünen sei das perfekte Heim für die Familie, sieht Jan das etwas anders. Als Freiberufler ist er den ganzen Tag zu Hause und die Nachbarinnen rücken ihm so auf den Pelz, dass er sich kaum auf die Arbeit konzentrieren kann. Es kommt, wie es kommen muss: Jan und Anne schliddern in eine Krise. Und die direkte Nachbarschaft von Jans attraktiver Ex-Freundin Maren (Felicitas Woll) macht die Lage nicht grad einfacher …
Humor im Stile Loriots
Soweit zur Geschichte. Als bekennende Vorstädterin – jedoch ohne Reihenhaus-Erfahrung – habe ich mich bei der Vorab-Ansicht des Films ziemlich gut amüsiert. Der Humor von Autor David Ungureit geht an vielen Stellen in Richtung der grandiosen Alltags-Szenarien des unvergessenen Loriot – vom Schäferhunde-Fan im Nachbar-Haus über die lüsterne Bikini-Trägerin, die sich den Zorn der braven Hausfrauen zuzieht bis zu zwanghaften Grillorgien und Rasenmähern im Dauereinsatz. Die Atmosphäre ist dabei wie ein Sommertag, die sogenannten Reihenhäuser allerdings schon etwas großzügiger und schicker als das in der Realität oft der Fall ist. Trotzdem: ein Film, in dem ich mich sofort wohl gefühlt und bestens unterhalten habe. Und deshalb eine eindeutige Einschalt-Empfehlung von meiner Seite.
Shabby oder pikobello?
Ob wir uns letztlich für oder gegen ein Leben in einem Reihenhaus entscheiden, bleibt danach (zum Glück) immer noch unsere ganz eigene Entscheidung. Ich mag es ja gern, wenn ich um mein Haus einmal rumlaufen kann, ohne dabei auf Nachbars Grundstück zu landen. Dafür nehme ich aber auch in Kauf, dass das nicsche Anwesen technisch, energetisch und auch optisch weit von pikobello entfernt ist. Mit ein bisschen Liebe liesse es sich gerade noch als shabby chique bezeichnen. Wer das nicht mag und nicht gleich mehrere Milliönchen für ein neues Heim rumliegen hat, kann sich meines vollen Verständnisses sicher sein, wenn es ihn doch in ein Reihenhaus verschlägt. Aber vorher unbedingt den Film anschauen :)
Klassisch im TV (Do., 29.5.2013, 20.15 Uhr), im Livestream des ZDF oder auch in der Mediathek, für alle, die zu spät dran sind.