26 Etagen, knapp 10 Jahre Bauzeit, Spott ohne Ende und 850 000 Besucher im ersten Jahr. Die Elbphilharmonie in Hamburg ist etwas Besonderes. Daran gibt es keine Zweifel. Kürzlich erhielt ich – auf wundersamen Wegen – die Möglichkeit, ein erstes Konzert im großen Saal zu belauschen. Trommelwirbel, Tusch und große Vorfreude. Ich hatte nicht damit gerechnet, so früh in diesen Genuss zu kommen. Also nehme ich euch einfach mal mit. Auf meine Art :)
Tschaikowsky, das London Philharmonic Orchestra und ein Bandscheibenvorfall
So lässt sich das Konzert des Tages in einem Satz zusammenfassen. Ich verliere aber gern noch ein paar mehr Worte: Auf dem Programm meines ersten Besuches in der Elbphilharmonie – irgendwie geht mir Elphi nicht so lässig über die Lippen – stand also Tschaikowsky. Adäquat möchte ich sagen. Noch dazu dargeboten vom London Philharmonic Orchestra mit Christoph Eschenbach als Dirigent. Ein angemessener Rahmen für diesen großen Abend. Nichts gegen Helge Schneider, aber klassische Werke und Komponisten, dazu ein großes Orchester – perfekt für den Erstbesuch. Theoretisch wäre auch noch David Garrett mit von der Partie gewesen, doch ein Bandscheibenvorfall zwang den Herrn mit der Geige in die Knie. Statt seiner gab sich Ray Chen die Ehre. Auch ein ebenso prominenter wie charmanter und natürlich herausragender Violinist. Doch – um ehrlich zu sein – diese Details spielten für mich keine ganz so große Rolle. Ich war eh schon Wochen vor dem Konzert irgendwas zwischen total aufge- und freudig erregt.
Die Elbphilharmonie – Der große Abend
Schließlich war es soweit: Was anziehen, wie anreisen, wann losfahren? Fragen über Fragen, die sich schließlich recht unkompliziert lösen ließen. Schlicht und schwarz geht immer, mit meinem eher kleinen Auto finde ich in Hamburg am Abend problemlos einen Parkplatz und nicht mal 30 Minuten Fahrt sind ebenfalls überschaubar. Der Parkplatz fand sich schnell und einen herrlichen, kleinen Spaziergang durch die Hafencity, bei eisiger Kälte und Sternenhimmel, später fand ich mich mit meiner charmanten Begleitung und vielen anderen Menschen am Eingang wieder.
Elbphilharmonie mal anders
In den Monaten seit der Eröffnung haben wir alle schon viele Fotos von der Elbphilharmonie gesehen, jeder kennt inzwischen die lange Rolltreppe und den klassischen Blick in den großen Saal. Also habe ich mich mit Lichtbildern dieser Motive einfach mal etwas zurückgehalten. Das können andere eh besser :) Vielmehr fand ich es spannend, einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln wie man sich hier überhaupt zurechtfindet. Zunächst muss ich dazu sagen: Die Mitarbeiter, die an jeder Ecke stehen, sind ausnahmslos unglaublich freundlich und hilfsbereit. Es scheint fast als wäre es auch für sie etwas Besonderes, hier zu arbeiten. Unsere Plätze waren recht weit oben, in Etage 16, und wir genossen es sehr, ein Stockwerk nach dem anderen über die Treppen zu erreichen, zumal die Treppen aus Eichenbohlen gefertigt sind, ein cooler Mix aus rustikal und elegant. Ich wäre also im Leben nicht auf die Idee gekommen, hier den Fahrstuhl zu nehmen. Der Weg ist das Ziel, nicht wahr?
Etwa eine halbe Stunde vor Konzertbeginn um 20 Uhr, öffneten sich die Türen zum Saal. Einlass in das Gebäude ist aber schon zwei Stunden vorher und so kann man die Aussicht über die Stadt genießen oder ein Gläschen Prickelwasser trinken. Das erste Mal in diesem Saal zu stehen, war für mich wirklich etwas Besonderes. Ich hatte schon viele Bilder gesehen, aber das ist natürlich etwas völlig anderes. Obwohl 1200 Menschen in den großen Saal passen, ist alles sehr großzügig und weitläufig über die vielen Ebenen verteilt, sodass man sich angenehm bewegen und in Ruhe die Atmosphäre auf sich wirken lassen kann. Verlaufen könnte man sich vielleicht, wenn man es wirklich darauf anlegt. Letztlich sind aber sowohl Beschilderung als auch Ordner übersichtlich angeordnet und reichlich vorhanden ;)
Elbphilharmonie – Das Konzert
Nun aber zum Konzert selbst. Was soll ich sagen? Es war groß. Großartig! Fachleute und Experten können sicher besser über Akkustik und Virtuosität referieren. Ich würde zusammenfassend einfach sagen: Fett! Sound (wie wir sagen), Atmosphäre und Darbietung extrem gelungen. Während des 2,5-stündigen Konzerts, das von einer kurzen Pause unterbrochen wurde, konnte ich mich nicht satthören und -sehen. Das Zusammenspiel der Musiker von oben zu beobachten war absolut faszinierend. Ob sich der Trommler in einem so großen Orchester vielleicht manchmal langweilt, weil er deutlich weniger Einsätze hat als die Streicher, bleibt zunächst offen. Wir haben uns jedenfalls keine Sekunde gelangweilt. Einziger Kritikpunkt: Die Menschen um uns herum erschienen uns vor, während und nach dem Konzert einen Hauch zu ernst. Natürlich ist ein klassisches Konzert kein Kasperle-Theater, aber darf man deshalb nicht lächeln? Nun, ich denke, ich schau mir die Sache mindestens noch einmal an, wahrscheinlich eher öfter. Und bis dahin habe ich noch die Antwort auf eine der elementarsten Fragen zur Elbphilharmonie, die ihr euch vermutlich noch nie gestellt habt: Die Farbe der Damentoiletten ist …
… gelb, zumindest in Etage 15 – wenn das kein Grund zu Heiterkeit ist, weiß ich es auch nicht ;)
Die Elbphilharmonie – Wahllose Impressionen
An dieser Stelle höre ich einfach mal auf, in Schriftform zu quatschen, lassen wir noch ein paar weitere Bilder sprechen. Ich hab jetzt eh keine Zeit mehr, muss dringend recherchieren, welche Konzerte in den kommenden Monaten auf dem Programm stehen. Wir hören und lesen voneinander, lasst es euch gut gehen!
Ach herrlich – gerne wäre ich dabei gewesen :-)
Vielleicht beim nächsten Mal :)