Mittwoch, 6. Januar 2016, Homeoffice, Pläne für den Vormittag:
Den seit Tagen geplanten Blogbeitrag für nicmag schreiben und veröffentlichen. Vielleicht noch einen klugen Text für das Elternhandbuch verfassen.
Homeoffice – die Bilanz bisher
Stand der Dinge um 12.29 Uhr:
– Die Fotos für den Blogbeitrag in einen neuen Ordner verschoben
– Aus dem Fenster geschaut (oft)
– Tee gekocht (dreimal)
– Holz in den Kamin geworfen (mehrfach)
– Ein Video bei Facebook veröffentlicht, das den Kater beim Randalieren am Weihnachtsbaum zeigt
– Warme Gedanken gemacht
– 4 Whatsapp-Nachrichten und 3 emails geschrieben
– umfassende Recherchen zu den Vorgängen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht und vor allem den bisher dazu verfassten Texten aller Couleur
– Diverse Facebook-Postings für das Elternhandbuch, Glückswerk und nicmag vorbereitet (Social Media Management, ist klar, oder?). Mindestens doppelt soviele Facebook-Postings meiner geschätzten Facebook-Freunde gelesen, geliked und überdacht
– Die Fotos für den Blogbeitrag auf den Server hochgeladen
Konzentration ist ein sensibel Ding!
Nun fragt ihr euch vielleicht, warum ich euch mit der detaillierten Schilderung meines Prokrastinierens auf höchster Ebene langweile. Nun – zum Einen versuche ich natürlich mit diesem Beitrag irgendwie produktiv zu wirken. Was aber viel wichtiger ist:
Es ist völlig in Ordnung, wenn ich meinen Vormittag so verbringe!
Früher habe ich auch geglaubt, dass normale Menschen sich morgens an ihren Schreibtisch (welchen Schreibtisch?) setzen und dann konzentriert arbeiten, bis es klingelt oder die Mittagspause ansteht oder der Chef (welcher Chef?) sie mit einem Schulterzuckenklopfen in den Feierabend entlässt. Die Wahrheit ist: Es mag sein, dass es dergleichen gibt, viel normaler – und vor allem dem menschlichen Naturell entsprechender – ist es aber, vor oder während der Arbeit geistige Schleifen zu ziehen, sich mit Kollegen auszutauschen (zur Not eben den vierbeinigen Kollegen oder denen bei facebook) und andere Aufwärmtätigkeiten zu verrichten, um am Ende eben doch das Wichtigste erledigt zu haben. Zumindest im Bereich der Text-Prostitution kreativen, schreibenden Tätigkeiten.
Konzentration ist nämlich ein sensibel Ding. Wusstet ihr, dass es gar nicht sinnvoll ist, sich länger als 60 bis 90 Minuten am Stück ernsthaft auf eine Sache zu konzentrieren? Und das ist schon optimistisch gedacht. Im Gegenteil: Wer sich verbissen über Stunden mit einer Sache beschäftigt, ohne zwischendurch wenigstens mal aus dem Fenster zu schauen oder ein paar Schritte auf und ab zu gehen, ist oft weniger effektiv als die Menschen, die bewusst Pausen einlegen und geistig Anlauf nehmen, wie ich es so gern nenne.
Alles nur eine billige Entschuldigung?
Mitnichten! Natürlich könnte man denken, ich habe mir das alles ausgedacht, um mein Verhalten zu rechtfertigen. Und ich wünschte, ich wäre selbst darauf gekommen. Tatsächlich stammt die Erkenntnis aber von Wissenschaftlern und Ärzten. Dementsprechend gibt es auch reichlich fundierte Artikel und Ratschläge zum Thema effektiv Pausen einlegen. Gut gefällt mir dieser.
Ich selbst habe erst vor relativ kurzer Zeit erfahren, dass meine natürliche Arbeitsweise nicht liederlich ist, sondern höchst effektiv.
Nun höre ich schon den Aufschrei: „Du hast aber bis zum Mittag nichts von dem erledigt, was du dir vorgenommen hattest!“ Stimmt! Und zum Glück arbeite ich nicht in einer Fabrik am Fließband. Da könnte ich mit meiner Arbeitsweise wohl Probleme bekommen. Als Freiberuflerin im Homeoffice bin ich aber in der glücklichen Lage, mir meine Arbeit meistens recht frei (!) einteilen zu können. In diesem Fall habe ich sogar maximal-flexibel entschieden, statt des geplanten Beitrages diesen hier zu verfassen und direkt online zu stellen.
Ein Hoch auf die Spontaneität!
Pfui! Entsetzen bei den Planungsfetischisten und Strategen, die für ihre Blogs jetzt schon Redaktionspläne bis ins Jahr 2018 vorliegen haben. Eine tolle Sache, wie ich finde – aber nichts für mich. Ich freue mich jetzt noch ein bisschen des Lebens und könnte mir gut vorstellen, gleich noch das zu schreiben, was eigentlich für den Vormittag vorgesehen war. Oder vielleicht doch noch ein bisschen aus dem Fenster schauen? Ein paar warme Gedanken pflegen oder den Kater am Bauch kraulen? Ich lass es euch wissen – bis dahin: frohes Schaffen – Homeoffice oder nicht – und die Pausen nicht vergessen!
Ich empfinde Anlauf nehmen & soziale Interaktionen während der Arbeitszeit ebenfalls als essentielle Bestandteile meines Arbeitstages :-)
Und wenn mich doch mal das schlechte Gewissen plagt:
https://das-unternehmerhandbuch.de/zeitmanagement-tipp-auch-unproduktive-tage-sinnvoll-nutzen/
LG
Heike
Spontane warme Gedanken, pfff… Was sollen denn warme Gedanken sein? Da verbirgt sich doch bestimmt was anderes dahinter. Operation “Warme Gedanke” ist doch eine Codewort für eine geheime Aktion, vielleicht sogar was Illegales…
Sehr klug bemerkt, lieber Mitwisser… Illegale Machenschaften sind ja eine Spezialität von mir!