Philipp Wenz

Da isser wieder, der Freitag. Zeit, einen neuen Menschen vorzustellen, der seinen Job, bzw. Arbeitsplatz wirklich liebt! Kein Schreibtisch, kein Büro – heute sind mehr Stall und Wiesen das Thema. Philipp Wenz ist der Kuhflüsterer. Wie cool ist das denn? Das dachte ich mir damals als ich zum ersten Mal von Philipp Wenz und seiner Tätigkeit hörte. Damals war es eine Reportage im NDR-Fernsehen, die mich auf das Thema brachte und so führte ich ein Interview für die Zeitschrift Funk Uhr mit dem Kuhflüsterer – oder vielleicht besser Kuhversteher. Denn natürlich hat die Arbeit von Philipp Wenz wenig mit Magie oder Flüsterei zu tun. Hier meine Geschichte von damals aus der Funk Uhr und ein kleines Video zur Arbeit von Philipp Wenz. Viel Spaß beim Lesen und Schauen :)

Unterwegs mit dem Kuhflüsterer

Lässig reiten die Cowboys durch die Prärie und treiben ihre Rinder johlend vor sich her – wie jeder kleine Junge war auch Philipp Wenz (44) aus Brandenburg als Kind ein großer Fan von Cowboyfilmen. Dass diese mit der Realität auf deutschen Höfen nur sehr wenig zu tun haben, weiß er heute allerdings besser als die meisten anderen Western-Fans.
Als landwirtschaftlicher Berater ist der Diplom-Agrarwissenschaftler überall in Deutschland unterwegs, um auf Rinderhöfen aller Größenordnungen das Verhältnis zwischen Mensch und Kuh zu verbessern.

Kühe sind sehr feinfühlig

Wenz war vor einigen Jahren selbst Leiter eines großen Betriebes für Rinderzucht. Seine Erfahrung: „Gerade die Mutterkühe und Kälber haben inzwischen nur noch sehr wenig Kontakt zu Menschen. Sie leben sehr idyllisch, sind Tag und Nacht auf der Weide -aber wenn der Halter dann mit ihnen arbeiten muss, führt es zu Problemen, weil sie nicht an ihn gewöhnt sind.” Eine nicht ganz ungefährliche Sache, immer wieder kommt es zu Unfällen, sogar mit Todesfolge. Um Unfälle, aber vor allem auch Stress zwischen Kuh und Mensch zu verhindern, machte Philipp Wenz sich auf die Suche nach neuen Ansätzen und stieß auf die „Low stress stockmanship“-Methode des Amerikaners Bud Williams (83). „Low stress stockmanship“ bedeutet so viel wie stressfreie Freundschaft zwischen Mensch und Nutztier.

Milchvieh treiben ohne Stress

Diese Seite benutzt WP YouTube Lyte um YouTube Videos einzubetten. Erst wenn du auf den Play-Button klickst, kann und wird YouTube Informationen über dich sammeln.

 

Gewalt ist keine Lösung

Wenz erlernte die Methode in den USA, seither ist er hierzulande als Kuhflüsterer bekannt. Doch „mit Flüstern hat das, was ich mache, eigentlich gar nichts zu tun“, erklärt er. „Entscheidend ist vielmehr, sich richtig auf die Rinder zuzubewegen. Kühe haben zwar eine sehr viel reduziertere Mimik als beispielsweise Hunde, sie sind aber sehr feinfühlige Tiere. Und kommunizieren sehr stark über Nähe und Distanz. Wenn ich Druck ausübe, provoziere ich Widerstand. Vielmehr muss Rindern ermöglicht werden, folgen zu können und zu wollen – und nicht durch Futter gelockt oder gar mit Gewalt gezwungen zu werden.“
Gerade in kleinen Betrieben, die eigentlich besonders idyllische Lebensumstände für die Kühe bieten, kommt es immer wieder zu Problemen. Wenz erklärt: „Die Klein- oder Hobbybauern glauben, wenn sie eine enge Beziehung aufbauen, ihre Tiere streicheln und per Hand füttern, würde auch alles andere funktionieren. Es ist aber etwas ganz anderes, mit Tieren zu arbeiten. In großen Betrieben ist es dagegen so, dass man aus Zeitnot glaubt, Druck machen zu müssen. Doch: Geduld führt viel schneller zum Erfolg.”

Die Größe der Herde spielt keine Rolle

Ein praktisches Beispiel aus der Arbeit des Kuhflüsterers ist seine Methode, eine Kuh zu stoppen. Wenz: „Wir gehen hierfür oft instinktiv auf die Kuh zu. Doch das kann einen Angriff auslösen. Grundsätzlich sind Kühe friedliche Tiere, doch wenn sie sich bedroht fühlen, greifen sie auch an. Will man ein Rind stoppen, ist es das Beste, vor ihm zurückzuweichen. Das ist ein sehr effektives Mittel, um eine Kuh oder auch 200 Kühe anzuhalten. Die Größe der Herde spielt hierbei überhaupt keine Rolle.“ So gut Philip Wenz sich auch mit Kühen auskennt – auf einem Hof hat er noch nie gelebt. „Ich bin ländlich aufgewachsen, heute lebe ich mit meiner Frau, unseren Kindern (10 und 12) sowie Pferden und Hunden zusammen. Einen eigenen Hof haben wir leider nicht. Das wäre unser Traum.” Vielleicht wäre dann sogar Platz für eigene Kühe. Doch Wenz gibt zu: „Auch wenn ich alle Tiere mag und ein besonderes Verhältnis zu Rindern habe, sind mir Pferde zum Reiten lieber, und im Haus habe ich naturgemäß lieber Hunde. Letztlich ist im Umgang mit Tieren jede Art Respekt und Vertrauen das Wichtigste.“

Mehr über die Arbeit von Philip Wenz gibt es natürlich auf seiner Homepage: http://www.stockmanship.de/de

Ähnliche Beiträge

6 Kommentare

  1. Hallo NicMag,

    der Film über Philipp Wenz wird am 25.3.14 wiederholt. Link zur Mediathek Ankündigung:

    Viele Grüsse von Antonia Gruhn (der Ehefrau…)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert