Das Schöne an meinem Job ist ja, dass ich immer mal wieder die Arbeitsplätze anderer Menschen kennenlernen darf. Nicht nur im Rahmen dieser wunderbaren Serie.nicAltenpflege Im Herbst 2013 zum Beispiel arbeitete ich zwei Wochen in der Seniorenresidenz am Wiesenkamp in Hamburg.  Daraus entstand eine Reportage für die HÖRZU, die einige von euch ja schon kennen. Darüber hinaus erzählte ich in der FUNK UHR die Geschichte von Anna, die ich bei diesem Praktikum kennenlernte. Ich begleitete Anna regelmäßig beim Dienst auf der Pflegestation und war immer begeistert darüber, wie genau sie mir jeden Handgriff erklärte. Anna wusste nicht, dass ich Journalistin bin. Sie hielt mich, genau wie die anderen Kolleginnen, für eine ganz normale Praktikantin, die nach einigen Jahren als Mutter und Hausfrau wieder in den Job einsteigen wollte. Besonders beeindruckt war ich davon, dass sie mir gleich am ersten Tag erzählte: „Das hier ist MEIN Job, hier bin ich endlich glücklich.“ Das ist definitiv etwas, was nicht jeder von sich sagen kann. Abgesehen davon hat der Beruf der Altenpflegerin nicht unbedingt den Ruf, ein Traumjob zu sein. Nun, ich habe nicht nur Anna und auch die Kollegen in der Seniorenresidenz sehr schätzen gelernt, ich weiß auch, was sie an ihrem Job so mögen. Und deshalb widme ich Anna die neueste Folge der Lieblings-Arbeitsplatz-Serie.

Pflegerin aus Leidenschaft

Waschen und anziehen, Betten machen und füttern, medizinische Versorgung oder persönliches Gespräch: Die täglichen Handgriffe ihres Berufs gehen Anna Laudage (33) routiniert von der Hand. Sie wirkt resolut, und sie liebt es, die Bewohner auf der Station mit kleinen Witzeleien zum Lachen zu bringen. Wer genau hinschaut, spürt aber auch, wie viel Liebe Anna gibt und wie viele Gedanken sie sich darüber macht, ob es „ihren“ Bewohnern gut geht. Anna ist im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin. Sie sagt: „Hier bin ich angekommen. Das ist mein Beruf.“ Und Anna weiß, wovon sie spricht. Es ist schon ihre dritte Ausbildung.
Nach dem Hauptschulabschluss lernte sie zunächst Kinderpflegerin in verschiedenen Kindertageseinrichtungen. „Mir war schon im ersten Lehrjahr klar, dass ich in diesem Beruf nicht bleiben würde, trotzdem schloss ich die Ausbildung ab.“ Im Anschluss daran absolvierte die junge Frau ein freiwilliges soziales Jahr in einer Behindertenwerkstatt. Das war für sie vertrautes Gebiet. Annas Mutter leitete als Sozialpädagogin viele Jahre eine Behinderten-Wohngruppe. „Danach holte ich den Realschulabschluss nach und arbeitete in der Gastronomie, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren.“

Knüppeln in der Gastronomie

Was als Job begann, mündete in einer Ausbildung zur Köchin. Doch auch in diesem Beruf wurde Anna nicht glücklich. „Der Druck ist enorm“, erzählt sie. „Teilweise ist man gefühlte 24 Stunden im Einsatz.“ Ein Kollege brachte sie schließlich darauf, es in der Altenpflege zu versuchen. „Bis dahin hatte ich keinerlei Erfahrungen damit gemacht“, erinnert sich Anna. Diverse Praktika ließen den Entschluss reifen, noch eine dritte Ausbildung zu wagen. Und diesmal weiß Anna, dass es die richtige Entscheidung war. Zumindest, seit sie noch einmal die Ausbildungsstätte gewechselt hat, weil ihr erster Betrieb keine optimalen Bedingungen zum Lernen bot. „Ich war hochschwanger, als ich mich bei der Seniorenresidenz bewarb, in der ich heute arbeite. Nicht nur, dass man mich trotzdem einstellte. Ich kann auch meine Arbeitszeiten nach den Bedürfnissen meiner heute zweijährigen Tochter Emma einrichten.“

Pflegerin Anna

Praktisch: Die Kita ist auf dem gleichen Gelände wie das Pflegeheim. Was ist es, das Anna so an ihrem Beruf mag? „Er ist viel komplexer, als viele glauben“, erklärt sie. „Wir brauchen fundiertes medizinisches Wissen. Aber natürlich sind es vor allem die Menschen. Alte Menschen sind sehr dankbar, wenn man für sie da ist. Und sie verstehen es, wenn man zum Beispiel etwas Unterstützung braucht, weil der eigene Rücken schmerzt. Man bekommt einfach unheimlich viel zurück für das, was man gibt.“ Und dafür steht Anna auch gern mitten in der Nacht auf. Um pünktlich um 6.30 Uhr in der Früh ihre Schicht zu beginnen, weckt sie Klein Emma um 4.30 Uhr. Ist die dann abends wieder im Bett, geht es für Anna weiter: Lernen für die Prüfung, die im Sommer ansteht. Ihrem Arbeitgeber möchte sie danach treu bleiben, im ambulanten Dienst der Residenz. Und dem Beruf natürlich sowieso.

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