Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an meine kleine Geschichte über den Ahrensfelder Hof von Steffie und Martin Studt. Ein wichtiges Thema war und ist ja die Geselligkeit auf diesem Hof.
feuerkleinSo ist es zum Beispiel seit vielen Jahren Tradition, dass auf einer der Weiden ein prächtiges Osterfeuer abgefackelt wird. Monatelang freuen sich alle darauf, schleppen ausrangierte Weihnachtsbäume und anderes Brennholz herbei. Es gibt Getränke und Snacks und selbst der hofeigene Chef-DJ zerrt sein Equipment auf die Wiese, damit der passende Sound zum Tanz um das Feuer sichergestellt ist. Sobald der Haufen brennt, gibt es dann kein Halten mehr. Wie von Zauberhand füllen sich die Gläser immer und immer wieder. Bis weit über die Grenzen von Ahrensfelde hört man die Anwesenden lachen und singen und Feierwütige aller Altersklassen rocken die Wiese.

Ich denke, die Bilder geben einen ganz guten Eindruck davon, was sich bei diesen legendären Festen abspielt. So auch in diesem Jahr. Doch – etwas war anders. Auf den ersten Blick kaum wahrzunehmen, hatte es spätestens um 21.30 Uhr auch der letzte begriffen: in musikalischer Hinsicht schreiben wir 2014 eine neue Zeitrechnung. Ich nenne es einfach mal das Phänomen Helene Fischer. Sie kennen Helene Fischer? Wenn nicht, waren Sie offensichtlich nicht beim Osterfeuer auf dem Ahrensfelder Hof und vermutlich auch sonst in letzter Zeit nicht viel unter Leuten. Es ist nämlich ziemlich egal, an welcher Geselligkeit sie partizipieren, Helene Fischer ist überall!

Schlager und der Rest der Welt

Meistens singt sie uns etwas davon, wie sie atemlos durch die Nacht geistert, großes Gefühlskino trallalla. Also verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Ich habe nichts gegen Helene Fischer. Ich habe nur irgendwie den Moment verpasst, in dem die bezaubernde Sängerin über die bis dahin gültige Grenze zwischen Schlager und dem Rest der Welt tanzte.schlager Wer hier regelmäßig mitliest, oder mich gar schon länger und persönlich kennt, weiß, dass es Zeiten gab, in denen ich mich hauptberuflich mit der Welt des Schlagers beschäftigte.
Damals galten eben besagte Regeln. Da gab es die sehr erfolgreichen Interpreten von Schlager- und Volksmusik und alle anderen. Auch Helene Fischer gab es schon. Und sie war auch zu dieser Zeit schon eine Ausnahmeerscheinung. Hübscher, perfekter, erfolgreicher als die meisten anderen Künstler. Aber eben trotzdem ein Schlagerstar. Und das war für viele Menschen mal per se uncool. Pop, Rock, Hip Hop, Techno, wasauchimmer – all das existierte auf vielen Radiosendern recht harmonisch mit- und nebeneinander. Der Schlager gehörte nicht dazu. Er wurde auf eigenen Sendern gespielt und, trotz Millionen Fans, immer ausgegrenzt.

Schluss, aus, vorbei …

Doch das war damals. Heute hört man Helene Fischer immer und überall. Und in Ahrensfelde lief quasi eine Art Helene-Fischer-Dauerschleife, naja, gefühlt zumindest. Atemlos steppten Junge und Jungebliebene um das Feuer und über die Wiese. Jeder konnte den Text. Auch ich tanzte Hebefiguren mit mir selbst, irgendwie verlangte die Situation danach. Nur eins habe ich eben nicht verstanden: Was ist passiert? Wie hat die Helene das gemacht? Oder war es sogar die Kristina Bach, die das Liedchen geschrieben hat? Vielleicht werden wir es nie erfahren. Vielleicht ist das auch völlig egal.

Helene im Wunderland?

Vielleicht ist die Mauer zwischen Schlager und dem Rest der Welt einfach eingerissen? Oder Frau Fischer ist durchgeschlüpft wie Alice ins Wunderland und der Rest der Combo muss auf der anderen Seite bleiben …
Ich sage Ihnen was: Nic behält das einfach mal im Auge. Sollten Sie Ideen und Anregungen zum Thema haben, zögern Sie nicht, mir alles mitzuteilen, was Sie dazu wissen. Und bis dahin wünsche ich Ihnen entspannte Ostern (es muss ja nicht immer atemlos zugehen). :)

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11 Kommentare

      1. Ich hab uns schon mal einen Plan gemacht. Um das Geheimnis zu lüften, muss man das Phänomen erstmal verstehen. Um Helene Fischer zu verstehen, muss man Helene Fischer erst mal hören. Also erste Aufgabe für dich: Ganz in Ruhe alle Helene-Fischer-Alben hören (ich hab schon angefangen).

        1. Ich denke, das Meiste hab ich gestern Abend schon zwangsgehört :P irritierend war ja dieser innere Zwang, dazu Hebefiguren mit mir selbst tanzen zu wollen. Denke, manch einer hielt mich für komplett durchgeknallt und/oder betrunken :D

          1. Da siehste mal, wie viel Power die Helene hat! Ob de willst oder net, geht direkt rein, in Seele und Körper. Und schon will man Hebefiguren tanzen!

            Würd mich jetzt nur noch interessieren, ob das geklappt hat. Hebefiguren mit dir selbst. Wie hat das ausgesehen? Blieben die Leute außenrum normal oder haben die irgendwie komisch geguckt? Normalerweise müssen Figuren ja von männlicher Seite eingeleitet werden (und heben muss der Mann eigentlich auch).

            1. Hahaha, auf dieser Wiese konnte niemand normal bleiben, weil ja eh niemand „normal“ war. Alle völlig außer Rand und Band … die „Hebefigur“ ist natürlich keine, wie auch. Es ist mehr so ein größerer Sprung, bei dem ich die Arme ausbreite. Es hat bei mir und diversen anderen für deutliche Heiterkeit gesorgt ;)

  1. “Deutsche Schlagersängerin” als Rolle einer in Sibirien geborenen Musicalsängerin – dazu die Irritation, dass man sie wegen Silbereisen mit der volkstümlichen Musik (fälschlicherweise) in Verbindung bringt.
    Und dann singt sie Songs von Whitney Houston, von Queen oder mit Michael Bolton –
    das alles verwirrt (und begeistert oft) die Zuhörer.

    1. Es geht mir nicht um das, was Helene Fischer zweifelsfrei alles kann. Fakt ist aber, dass ihre Musik dem zuzuordnen ist, was man gemeinhin als Schlager bezeichnet. In vielen Punkten ist es dem, was andere machen, auch gar nicht unähnlich. Aber es ist etwas an ihr und um sie und in dieser ganzen, perfekten Inszenierung, das dafür sorgt, dass sie die Akzeptanz all jener bekommt, die früher weder ihre, noch andere Musik des Genres freiwillig gehört hätten. Und: wer auch immer Helene Fischer mit volkstümlicher Musik in Verbindung bringt – ich gehöre sicher nicht dazu.

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