Werner Dopfer Seelenscherben

Es gibt ja kaum etwas Spannenderes als das menschliche Seelenleben. Mit all seinen Verstrickungen, Geheimnissen und Abgründen. Und nicht nur das: Es lebt sich auch viel leichter, wenn man sich die Mühe macht, genauer hinzuschauen, damit man die Seele und ihre Funktionsweise ein bisschen besser versteht. Werner Dopfer tut dies sogar beruflich. Er arbeitet als Psychotherapeut in München. In seinem Buch Seelenscherben gibt Dopfer jetzt einen kleinen Einblick in sein Wirken und lässt uns daran teilhaben, mit welchen Sorgen und Nöten die Menschen sich an ihn wenden.

Elf Menschen, elf Geschichten

Insgesamt schildert Werner Dopfer 11 Geschichten aus seiner Praxis, immer leicht abgewandelt und mit fiktiven Namen, aber eben Geschichten, die sich genau so abgespielt haben und vermutlich auch überall in Deutschland in ähnlicher Form immer wieder vorkommen.

– Da ist der wohlhabende Familienvater, der seit frühester Kindheit seine sensible Seite verleugnen musste und sich schließlich in eine Online-Sucht flüchtet.
– Eine junge Frau entwickelt Zwangshandlungen, nachdem sie ein traumatisches Erlebnis im Haus ihrer verstorbenen Großmutter hatte.
– Bei einem nach außen perfekten Ehepaar kommt es immer wieder zu schlimmen Gewaltausbrüchen, die beide gleichermaßen verängstigen.
– Ein Polizist, der nach außen sein ganzes Leben Stärke demonstriert hat, droht an einer Reihe von Schicksalsschlägen zu zerbrechen.

Werner Dopfer erzählt jedes einzelne Schicksal aus seiner Sicht als Psychotherapeut und schildert auch, welche Emotionen ihn selbst jeweils bewegten, wenn seine Patienten ihm ihr Problem schilderten. Eine spannende Sichtweise, schließlich ist jeder Therapeut ja auch immer ein Mensch und kann sich manchmal nur schwer von dem distanzieren, was an ihn herangetragen wird.

Spannung, Emotionen, Seelenscherben

Werner Dopfer Seelenscherben
Werner Dopfer Seelenscherben

Auch und gerade für Laien ist „Seelenscherben“ hervorragend zu lesen. Die Geschichten sind sehr flüssig erzählt, oft baut der Autor einen Spannungsbogen auf, man weiß also zunächst nicht, woher die Probleme der geschilderten Personen rühren und sieht sich so in die Position des Psychotherapeuten versetzt, der ja auch oft erst herausfinden muss, was dazu geführt hat, dass die Seele seiner Patienten in Scherben liegt. Am Ende eines jeden Kapitels gibt es auch immer eine Art Auflösung und eine fachliche Erklärung für die psychische Erkrankung, die zuvor beschrieben wurde.
Da ich mich sehr für Psychologie interessiere und mich gern mit Menschen, ihren Geschichten und Schicksalen beschäftige, hätte ich mir an dieser Stelle manchmal noch ein paar tiefergehende Informationen gewünscht. Aber so wie Werner Dopfer die Sache angeht, ist das Buch eben wirklich auch für Laien leicht verständlich und überfordert den Leser nicht.
Insgesamt eine absolut lesenswerte Zusammenstellung, die uns manch einen menschlichen Abgrund etwas besser erklärt und Verständnis weckt für Menschen, denen es ohne professionelle Hilfe nicht gelingt, ein unbeschwertes Leben zu leben.

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