In keinem anderen Monat wird so viel geheiratet wie im Mai. Da liegt wohl einfach Romantik in der Luft. Und deshalb freue mich mich mächtig, von einer ganz besonderen Hochzeit berichten zu dürfen! Genau vor einem Jahr heiratete Suse Petermann, eine liebe Journalisten-Kollegin und Bekannte von nic, ihren „husband“ Siegfried in Las Vegas. Im ausführlichen nicmag-Interview erzählt sie uns davon.

Warum habt ihr ausgerechnet in Las Vegas geheiratet? In unserem Wohnort in Norddeutschland gibt es nicht viele schöne Ecken und das Standesamt ist extra schrecklich. Also war klar, dass ich dort nicht heiraten möchte. Dazu kam, dass ich schon viel zu viele Traugesellschaften im Regen vor dem Aldi stehen sah, der sich direkt neben dem Standesamt befindet – ein trauriges Bild … Wir waren dann im Jahr vor unserer Hochzeit erstmals in Nevada. Utah und die Landschaft dort haben uns umgehauen. Ich hatte mir die Wüste eintönig und öde vorgestellt, aber dort ist es wunderbar. Las Vegas liegt mittendrin, ist das weltweite Hochzeits-Eldorado, da lag die Verbindung dann nahe.
Wie lange haben die Vorbereitungen gedauert? Ungefähr drei Wochen. Der Zeitraum in dem wir heiraten wollten war zwar schon länger klar. Aber das genaue Datum, den 11. Mai um 11 Uhr Ortszeit haben wir erst Ende April mittels Internetbuchung in der Chapel festgelegt. Das war zeitlich ziemlich knapp, ich hätte lieber nachmittags geheiratet, aber dort waren alle Termine bereits ausgebucht.
Welche Vorbereitungen waren nötig? Freunde von uns wohnen in der Nähe von Las Vegas, es war also klar, dass die unsere Trauzeugen werden. Wobei es nicht nötig ist, Trauzeugen zu haben. Alle weiteren Formalitäten habe ich im Internet geregelt. Husband (so nenne ich meinen Mann) hat sich mehr oder weniger herausgehalten. Wie ich von Freundinnen hörte, ein relativ normaler Vorgang. Irgendwie scheinen Frauen mehr Begeisterung für diese Dinge zu haben. Die Marriage License, also die Hochzeitslizenz habe ich ebenfalls im Internet vorab beantragt. Das hätte man auch einfach vor Ort machen können, aber an Wochenenden kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Außerdem habe ich auf dem Dachboden ca. eine Stunde nach dem genauen Scheidungsdatum von Husband gesucht. Das muss nämlich für die Erteilung der Lizenz angegeben werden. Ansonsten war nichts nötig, außer unseren Pässen. So unkompliziert wie in Las Vegas kann man sonst nirgends auf der Welt heiraten.

Wie seid ihr an die Sache herangegangen? Eher unaufgeregt. Mein Kleid habe ich z.B. zwei Wochen vorher im Heine Versand bestellt. Ich hatte eigentlich geplant ein anderes Kleid zu tragen, ein schlichtes roséfarbenes Kleid. Aber dann lag ich mit einer Erkältung auf dem Sofa, surfte nach meinen Hochzeitsrecherchen ein wenig auf Modeseiten und entdeckte ein weißes Cocktailkleid für 89 Euro. Bestellt, anprobiert, super! Husband, der beruflich viel in Fernost ist, hatte sich in Shanghai einen Anzug schneidern lassen. Richtig Stress hatte ich eigentlich nur damit, einen Make-Up Artist und Friseur zu finden, der frühmorgens ins Hotel kommt. Das wollte ich nicht selbst machen, da ich irgendwie das Gefühl hatte, ich könnte aufgeregt sein und alles verbaseln. Da ich erst kurz vorher mit dem Suchen anfing, waren alle, die gute Internet Rezensionen bekommen hatten, bereits ausgebucht. Aber zum Glück hatten wir Robin, eine Wedding-Plannerin von der Chapel. Ich schrieb ihr eine Mail und eine Stunde später hatte sie zwei Damen für mich gefunden. Überhaupt hat sie bei allen anstehenden Fragen wunderbar und schnell geantwortet. Ach ja, noch ein Tipp. Ich habe am Tag vor unserer Hochzeit ein Ganzkörpertanning machen lassen. Ganz unkompliziert im Hotel. Ich wurde unter der Dusche mit einem Bräunungsspray eingesprüht, was ca. 10 Tage hält. Da es in Deutschland noch recht kalt war als wir abflogen und ich ferkelweiß, fand ich diese Bräune als Kontrast zum weißen Kleid sehr schön. Husband übrigens auch…

Heiraten wie Herbert Grönemeyer

Warum fiel die Wahl auf genau diese Chapel? An einem Samstagmorgen lagen wir mit unseren IPads im Bett und haben uns verschiedene Chapels angeschaut (die Vorauswahl hatte ich bereits in der Woche zuvor getroffen). Zunächst war die große Frage: Mit oder ohne Elvis? Nach einigen Elvis Hochzeitsvideos entschieden wir uns dagegen. Dann ging es recht schnell. Ich hatte in der Woche zuvor ein Telefoninterview mit Herbert Grönemeyer geführt. Er war in den USA, wir kamen ins Plaudern, er erzählte mir, dass er seine verstorbene Frau nicht etwa, wie offiziell bekannt war, Mitte der 90er Jahre in Hamburg geheiratet hätte, sondern bereits 10 Jahre zuvor in Las Vegas. 1983 in der „Little Chapel“, wie er sich zu erinnern meinte. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Exklusivinfo für mich als Journalistin natürlich interessant war, wollte ich als aktuelle Chapelsucherin auch wissen, wie diese Chapel aussah. Schließlich hatte Grönemeyer geschwärmt, dort wäre alles absolut romantisch gewesen. Kurz und gut, seine Chapel gibt es nicht mehr, aber die „Chapel of the flowers“ firmiert auch unter „Little Chapel“. Wir haben uns den Internetauftritte angeschaut, ein langes Video mit einer Führung durch die drei Kapellen auf youtube gesehen und uns dann entschieden.
Was hat die Hochzeit, also die reine Trauung, gekostet? Billig war es nicht. Aber das lag an uns. In der Chapel kann man alles mit einzelnen Bausteinen buchen. Wir haben uns für das mittlere Paket entschieden, die „Regal Ceremony“ mit Limoservice vom Hotel und zurück, Blumenstrauß für die Braut und Ansteckrose für den Herren, einer Handvoll Fotos, ein Hochzeitsvideo und eine Live-Übertragung der Hochzeit im Internet inklusive. Das kostete 695 US Dollar

Live und in Farbe hinaus in alle Welt

Eine Live-Übertragung? Ja, das war der Hammer. Ich wusste vorher überhaupt nicht, dass es so etwas gibt. Wir haben um 11 Uhr vormittags Las Vegas Zeit geheiratet und so konnten unsere Freunde in Deutschland, Belgien, England live zur besten Tagesschauzeit dabei sein. Wunderbar war auch unsere Hochzeitsseite, die sofort nach Buchung (und Zahlung) des Package für uns freigeschaltet wurde. Dort lief z.B. eine Uhr, die auf die Sekunde genau anzeigte, wie lange es noch bis zur Trauung ist. Wir konnten Fotos dort einstellen und Texte schreiben. Und Freunde konnten Grüße hinterlassen. Über diese Seite konnte man die Trauung auch live verfolgen und anschließend noch zwei Wochen als Aufzeichnung sehen.
Ist es bei den 695 Dollar geblieben? Natürlich nicht … Uns haben die Fotos so gut gefallen, dass wir alle gekauft haben, inklusive der Rechte. Ja, ich gebe zu, wir sind auf die Ami-Masche mit den ganzen Zusatzoptionen hereingefallen, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie so schöne Fotos von mir, geschweige denn von uns, gehabt. Also, was solls. Die werden wir uns noch in vielen Jahren anschauen.

Planung bis ins winzigste Detail

Wie hat euch das Ganze rückblickend gefallen? Viel, viel besser als ich es vorher vermutet hätte. Ich hatte ja irgendwie mit Kitsch und Plastik gerechnet. Eben alle Vorurteile gehabt, die man Las Vegas gegenüber so kennt. Aber das genaue Gegenteil war der Fall. Unsere Hochzeit war wunderschön, sehr romantisch, sehr individuell. Und die perfekte und professionelle Planung der Chapel hat das unterstützt und nicht beeinträchtigt. Natürlich will der Eigentümer der Chapel Geld mit Hochzeiten verdienen und macht es nicht der Liebe willen.

 ©SusePetermann
©SusePetermann

Aber da sind die Amis dann Profis – Der Kunde ist wirklich König. Das ganze Gelände der Chapel ist aufgebaut, wie ein riesiges Outdoor-Fotostudio. Es können drei Hochzeiten gleichzeitig stattfinden und die Paare werden von den jeweiligen Fotografen von einer Fotolocation zur nächsten gebracht. Klingt sehr nüchtern, aber wenn man hinterher die Fotos anschaut weiß man, wieviel Planung hinter diesem Aufbau steckt. Und auch die Wedding Planer der Chapel (ich glaube, die haben insgesamt neun oder zehn) sind Profis. Das ging so weit, dass uns am Tag zuvor, als wir zur Vorabbesprechung dort waren, Umschläge in die Hand gedrückt bekamen. Dort konnte man das jeweilige Trinkgeld hineintun. Für Mike, unseren Limofahrer, für Jerry unseren Reverend, für die beiden Fotografen und auch für Robin, die Wedding-Panerin. Auf den Umschlägen stand rechts oben aufgedruckt, wieviel erwartet wird. Fand ich absolut ok. Gerade deutsche Touristen sind in den USA doch meist aufgeschmissen, was die Trinkgeldfrage angeht. Und mit diesen Umschlägen kann man nichts falsch machen.
Würdet ihr es genauso wieder machen? Hallo? Das war meine erste und letzte Hochzeit. Natürlich nicht! Aber ich kann jedem anderen Paar nur empfehlen dort zu heiraten.
Was war der schönste Moment, die schönste Erinnerung? Ach, so vieles. Was mir von der Zeremonie als besonders in Erinnerung blieb war der Moment, als wir zu einem Kandelaber gingen, bei dem nur die beiden äußeren Kerzen brannten. Die nahmen wir dann und steckten damit gemeinsam die Kerze in der Mitte an. Als Symbol für unser beider Leben, was jetzt zusammen gehört. Die mittlere Kerze haben wir hinterher mitbekommen. Reverend Jerry sagte uns, wenn wir einmal Probleme hätten in unserer Ehe, sollten wir sie gemeinsam anzünden und uns an diesen Moment erinnern. Bisher war das noch nicht nötig.
Skurrile Erlebnisse? Es gab einen sehr lustigen Moment, den ich nie vergessen werde. Wir kamen raus, ein anderes Paar stand mit seiner Hochzeitsgesellschaft draußen und bereitete sich vor. Die Braut war schwer übergewichtig, was sie nicht davon abhielt, ein quietsch-enges Korsagenkleid mit seeeeehr tiefem Ausschnitt zu tragen. Das allein wäre ja noch ok gewesen, aber quer über ihren Brüsten prang ein halb weggelasertes Tatoo mit dem Namen Alexander, der noch relativ gut lesbar war. Man konnte davon ausgehen, dass es sich um einen der Vorgänger ihres jetzigen Verlobten handelte, der nun aber auf allen Hochzeitsfotos klar mit präsent sein wird… Husband und ich haben das gesehen, uns angeschaut und gelacht. Das Bild werde ich nie vergessen…
Gab es überhaupt irgendetwas Negatives? Nein. Wirklich nichts. Nun gut, vielleicht hätte ich nicht unbedingt Schuhe mit 13 cm hohem Stöckelabsatz wählen sollen um damit vor dem Traualtar zu stehen und anschließend über Kopfsteinplaster zu marschieren, aber ok…

Und hier noch einmal der Link zur Hochzeits-Kapelle von Suse und husband Siegfried – Vielen Dank für die spannende Geschichte, alles Gute zum Hochzeitstag und für eure weitere Zukunft :)

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6 Kommentare

  1. hah gratualtion zum bericht das könnte meine geschichte sein von wegen deutsches standesamt bei uns im süden 1:1 identisch!!!
    genau gleiche chappel gleicher raum bloss 13 jahre vorher anno 03/1996
    wars bei meinem holden weibe und mir das gleiche
    so viel wie an dem tag hatten wir schon lange nicht mehr gelacht
    bloss die geschichte wäre jetzt hier zu lange
    und einmal vegas immer vegas!!!!
    2012 mit unseren 3 “kinners” (15; 11 & 6) dort gewesen
    wieder tagelang spass ohne ende gehabt!!
    Grüssle aus dem tiefen Süden
    Ralf

  2. Chapel wurde ganz “klassisch kurzentschlossen” vor Ort bei der Buchung des Hochzeitpackages (Limoservice und Tisch zum Abendessen) in einem Reisebüro in Vegas ausgewählt, à la 1-2-3 vorbei. Bin ehrlich, ich hätt am liebsten die “drive-through” Version genommen, der Vorschlag wurde aber nach einem entsprechenden Kommentar von “der besten aller Ehefrauen” von mir fallengelassen. Der besondere ort ist für uns eher die “städtische Umgebung”, wobei die in den 90ern mit den Neonreklamen definitv besser war wie heut mit den LCD Schirmen an jeder Ecke.
    Zum Glück gibts ja noch die Freemontstreet die kommt dem bekannten “Presse-Erscheinungsbild” noch am nächsten (Originalkommentar meiner Jüngsten)

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