Es ist schon eine Weile her, da berichtete nic in HÖRZU über Dennis Buchmann und sein Projekt Meine kleine Farm. Jetzt gibt es die Geschichte, leicht aktualisiert auch bei nicmag. Und ich bin begeistert, dass diese kleine Idee, sich so entwickelt hat. Doch lesen Sie selbst …

Wenn sie die Wahl hätten, würden sie den ganzen Tag in der Erde wühlen. Wühlen und wühlen. Gern zehn Stunden am Stück. Sie würden schnüffeln, buddeln, graben, zwischendurch ein wenig rennen, hüpfen und kämpfen. Denn das tun sie am liebsten.

Trauriges Schweine-Dasein …

Doch die allermeisten der 27 Millionen Schweine, die in Deutschland leben, haben nicht die Wahl: Über 90 Prozent von ihnen verbringen ihr kurzes Leben auf Betonfußböden, zusammengepfercht in Intensivmastställen, die keinen Platz Unknownlassen zum Suhlen und Herumlaufen, meist noch nicht einmal zum Umdrehen. Dennis Buchmann möchte das ändern. Der 36-jährige Berliner Student isst gern Fleisch, und als Sohn eines Jägers hat er auch kein Problem damit, dass dafür Tiere sterben müssen. Doch bis sie als Schnitzel oder Leberwurst auf unseren Tellern landen, sollten sie es doch bitte besser haben, als das bisher der Fall ist. „Dafür“, so Buchmann, „muss sich was im Bewusstsein der Fleischkonsumenten ändern. Bisher greifen sie oft und gern zu Supermarktfleisch aus Massentierhaltung, ohne sich Gedanken über dessen Herkunft zu machen.“

Wurst mit Gesicht, statt Gesichtswurst

Gemeinsam mit dem Brandenburger Schweinebauern Bernd Schulz (57) startete er deshalb im November 2011 das Projekt „Meine kleine Farm“. Ihr Ziel: „Wir wollen der Wurst ein Gesicht geben.“ Buchmann erklärt: „Wer auf anonymes Massenfleisch verzichtet und stattdessen nur ab und zu Fleisch von glücklichen Schweinen kauft, schafft gutes Karma – für sich, die Tiere und den Rest der Welt.“ Bauer Schulz, der selbst früher in konventionellen Mastbetrieben arbeitete, hält auf seinem Hof heute rund 150 Schweine und noch einmal genauso viele Ferkel. Auf 33 Hektar Land können die Tiere tun, wonach ihnen gerade der Sinn steht. Es gibt keinen Stall, nur kleine Unterstände, die die Schweine freiwillig aufsuchen, wenn sie sich ausruhen möchten. mettÜber die Homepage des Projekts können sich die Kunden über die Schweine und ihr Leben informieren. Regelmäßig wird eines der Tiere geschlachtet und zu Wurst oder Schinken verarbeitet. Auf der Internetseite von „Meine kleine Farm“ (link) kann die Ware bestellt werden. Ein Glas Streichmett kostet beispielsweise 4,00 Euro plus Versand. Alle Produkte ziert ein Foto jenes Schweines, das für sie sein Leben gelassen hat.

Interesse bis nach China

Ein ungewöhnliches Konzept, das durchaus auf Kritik stößt. Aber auch auf enormes Interesse. Mit so großer Resonanz hatte Dennis anfangs gar nicht gerechnet: „Mir war klar, dass in dem Projekt jede Menge Provokationspotenzial steckt. Das war ja auch Sinn der Sache. Die Aufmerksamkeit, die wir seitdem bekommen, hatte ich allerdings nicht erwartet. Sogar die chinesische, Volkszeitung’ war schon da.“ Begeistert sind auch die Kunden von „Meine kleine Farm“. Um der großen Nachfrage wenigstens halbwegs gerecht werden zu können und trotzdem ihrem hohen Anspruch gerecht werden zu können, haben Dennis und Bernd inzwischen eine Handvoll Mitarbeiter (darunter mit „Vize-Chefschwein“ Laura sogar die erste Vollzeitkraft) und Partner-Bauern, bei denen sichergestellt ist, dass die Tiere ebenso glücklich leben, bevor sie auf den Tellern landen.
124 Schweine und wurden bisher geschlachtet. Dank Partner-Bauer Metzger-Petersen, einem engagierten Mann aus Schleswig-Holstein, gab es inzwischen auch schon Produkte des seltenen Husumer Protestschweins sowie von drei Rindern. Alle Hintergründe und Infos hierzu gibt es bei Meine kleine Farm

Begeisterte Kunden

Der Berliner Florian Hoffmann (27), der bereits Produkte bestellt hat, schwärmt: „Man schmeckt die natürlichen Rohstoffe und Gewürze sehr intensiv.“ Hoffmann möchte sein Kaufverhalten nun generell ändern, gibt aber zu: „Es braucht seine Zeit, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden. Zum Beispiel von jener, Grillgut einfach beim Discounter mitzunehmen. Meine Freundin und ich essen aber schon viel bewusster Fleisch: seltener, und wenn, dann von besserer Qualität. Das darf dann auch mehr kosten.“

Weniger Fleisch, mehr Respekt

Dennis Buchmann verzichtet schon längst komplett auf Fleisch, dessen Herkunft er nicht kennt. Bauer Bernd Schulz geht sogar noch einen Schritt weiter. Er ist der Meinung: „Wer Fleisch essen möchte, sollte auch in der Lage sein, selbst zu töten und zu schlachten.“ Doch da winkt Buchmann ab: „Im Zweifel kann ein Schlachter das nun wirklich besser als ich.“ Für den kreativen Studenten steht vor allem eines im Mittelpunkt: „Ich wünsche mir, dass alle weniger Fleisch essen, aber dafür mit mehr Respekt. Ich allein kann das Problem natürlich nicht lösen. Schon gar nicht, wenn man an den wachsenden Fleischkonsum in Ländern wie Indien oder China denkt. Es ist aber ein Anfang. Und vielleicht hilft er ja ein bisschen dabei, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – für die Menschen und die Tiere.“

 

Fleischkonsum in Deutschland

Um 1990 verzehrte jeder Deutsche im Schnitt 65 kg Fleisch. Heute sind es nur noch rund 61 kg. Dabei macht Schweinefleisch mit 39,2 kg den Großteil aus. Zurückgegangen ist der Rindfleischkonsum: von 20 kg in Jahr 1991 auf nun 8,6 kg. Geflügel liegt unverändert bei gut 11 kg. Die Lust am Fleisch trüben zunehmend Mast- und Lebensmittelskandale.

 

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20 Kommentare

  1. Hm, das doofe sind die Versandkosten… Klar fallen die an, verstehe ich auch, aber für einen Single-Haushalt lohnt es sich dann leider nicht so richtig dort zu bestellen. Ich kann niemals Fleisch & Wurst in einem Gesamtwert von 50 EUR zeitnah verzehren… Schade :-(

  2. Höchstens, wenn du dich mit jemandem zusammentust. Die Sachen sind aber auch immer ganz schnell ausverkauft. Ich hab mir zur Recherche damals was bestellt. Das war sehr lecker. Und es ist halt diese ideelle Sache. Es geht eben darum, es sich bewurst zu machen, wieviel Fleisch man isst und wo es herkommt.

      1. Da spricht Heike ein echt übles Thema an! Die Gebindegrößen von Lebensmitteln sind so ganz generell ein mittlerer Skandal aus meiner Sicht. Im Single-Haushalt ist das ganz schwierig zu verarbeiten. Man hat ja auch nicht Lust mehrere Tage dasselbe oder ähnliches zu essen. Also an dieser Front hab ich echt schon aufgegeben, was leider heißt, vieles wegwerfen.

  3. 1. spricht Heike überhaupt nicht von Gebindegrößen sondern von Versandkosten 2. habe ich das auch als Single nie als ernsthaftes Problem betrachtet, kann das Problem aber nachvollziehen 3. sind Gebindegrößen bei meine kleine Farm in meinen Augen genauso wenig ein Thema, wie die Versandkosten. Das Projekt hat Dennis als Student begleitend zu seinem Studium ins Leben gerufen. Es ging darum, nachhaltige Business-Ideen zu kreieren. Es wird ja wirklich immer nur ein einzelnes Schwein geschlachtet, manchmal vielleicht auch zwei. Da kannst du nicht so planen und rechnen, wie das größere Händler können und das ist auch überhaupt nicht Sinn der Sache. Und WENN ich mir etwas von mkF gönne, dann ist das ein kleiner, wenn auch luxuriöser, Beitrag für eine etwas bessere Welt, da rechne ich eben die Versandkosten einfach in den Preis mit rein und fertig.

          1. Wie gesagt: ich würde mich mit jemandem zusammentun. Damals habe ich eine Salami bestellt, die hält recht lange. Denn so gigantisch ist unser Fleisch-/Wurst-Bedarf auch nicht. Und: Fleisch kann man immer einfrieren. Genauso macht man es ja auch, wenn man z. B. bei einem Jäger was bestellt. Zusammentun, einfrieren etcpp

    1. Du hast natürlich völlig Recht. Mein Kommentar ist ein bisschen am Thema vorbei. Sorry! Ich hab die Stichwörter Lebensmittel & Singe-Haushalte gesehen, dann hat ist in meinen Gedanken eine andere Problematik in den Vordergrund gerutscht, die mich schon lange ärgert.

      Manchmal fängt das doch schon beim Bäcker an. Willst du ein halbes Baguette, bekommt man nicht bei jedem Bäcker. Kauft man halt ein ganzes, obwohl man nur die Hälfte braucht.

      Das Projekt von Dennis ist super! Keine Frage. Und auf jeden Fall in jeder Hinsicht zu unterstützen. Ich persönlich hätte jetzt mit den Versandkosten auch kein Problem. Aber ich kann nachvollziehen, wenn man hier eine Grenze zieht.

  4. Wenn ich ein Baguette möchte und kein ganzes brauche, kaufe ich z. B. ein Baguette-Brötchen. Oder ich backe die zweite Hälfte am nächsten Tag auf. Oder ich friere sie ein. Da ist manchmal Kreativität gefragt. Meine Lieblings-Lösung: Möglichst oft gemeinsam mit Freunden oder anderen Menschen essen und kochen. Das macht glücklich :)

  5. Ein Baguette-Brötchen ist kein Baguette. :-)

    Natürlich kann man das alles irgendwie organisieren, keine Frage. Trotzdem sind die Gebinde-Größen für Singe-Haushalte oftmals zu groß. Ich brauche im Alltag easy Solutions und keine OnTop-Prozesse aufgrund Übermengen.

    1. Aber es gibt doch nun wirklich fast alles in Single-Größen. Das ist die easy-solution. Allerdings im Verhältnis unverschämt teuer und hier schließt sich der Kreis wieder :)

      1. Irgendwie ist mein Empfinden genau gegenteilig. Was aber stimmt ist, dass es sich schrittweise bessert. Ich bin da auch gerne bereit mehr zu bezahlen. Bringt mir ja nichts, wenn ich im Verhältnis eine größerer Menge günstiger erhalte, die ich aber nicht verwenden kann.

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