Ein Kind zu bekommen, stellt das Leben immer auf den Kopf. Die Emotionen fahren Achterbahn, so viel Liebe und Verantwortung. Wenn dann auch noch eine überraschende Fahrplanänderung dazu kommt, ist das umso aufregender. So war es bei Nics Tochter Luzie. Sie kam gut zwei Monate zu früh zur Welt und brachte damit einiges durcheinander. Ich schrieb darüber vor einigen Monaten in der Zeitschrift FUNK UHR. Hier der Text von damals und natürlich ein paar Fotos von Luzie.

Das große, kleine Glück

Es war eine Schwangerschaft wie aus dem Bilderbuch. Ich fühlte mich wunderbar und freute mich über jeden Zentimeter, den mein Bauch an Umfang zulegte. Bei einer Untersuchung hatte ich mich sogar erstaunt zu meinem Arzt sagen hören: „Ich weiß, dass mit meinem Baby alles in Ordnung ist.“ Damit sollte ich recht behalten. Allerdings stellte der 18. Juni 2004 auch meinen unerschütterlichen Glauben auf eine harte Probe. Ich saß vor dem Fernseher – Schweden kämpfte bei der Fußball-EM gegen Italien – als die Fruchtblase platzte …

Überraschende Frühgeburt

Auf dem Weg ins Krankenhaus glaubte ich etwas naiv, vielleicht wieder nach Hause geschickt zu werden. Doch die Ärzte meinten: „Sie bleiben hier. Keine Sorge, die Geburt können wir sicher noch zwei Wochen hinauszögern. Jeder Tag, den die Kleine später zur Welt kommt, zählt.“ Doch da kannten wir alle Luzie noch nicht. Drei Stunden später war sie da. Allen Aussagen der Ärzte und allen wehenhemmenden Medikamenten zum Trotz. Zarte 1680 Gramm, die Lungen noch nicht ausgereift. Ehe ich begriffen hatte, was geschehen war, brachte man sie auf die Frühchen-Station. Es begann ein mühsamer Weg ins Leben. Nahrung bekam Luzie anfangs über eine Magensonde. Abgepumpte Milch, zunächst nur milliliterweise. Tag und Nacht überwachten Monitore Atmung und Herzfunktion.

Kleine Kämpferin

Nach fuenf Wochen Fruehchen-Station darf Luzie nach Hause
Nach fuenf Wochen Fruehchen-Station darf Luzie nach Hause

Auf einer Frühchen-Intensiv-Station übersieht man zwischen alle den Maschinen leicht die winzigen Patienten – die Kleinsten wiegen gerade einmal 500 Gramm … Zum Glück entwickelte Luzie sich unglaublich gut. Nach nur fünf Wochen durfte sie nach Hause. Da war ihr ursprünglicher Geburtstermin noch nicht verstrichen. Rückblickend muss ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt völlig verunsichert war. Ich behandelte sie wie ein rohes Ei, wollte kaum, dass jemand anders sie auf den Arm nahm. Doch meine kleine Kämpferin half mir, mein zuversichtliches Naturell wiederzufinden.

Luzie (3) und ihr Bruder
Luzie (3) und ihr Bruder

Natürlich entwickelte sie sich anfangs mit genau den zwei Monaten Verzögerung, die sie zu früh gekommen war. Das erste Lächeln, die erste Drehung, Krabbeln, schließlich Laufen – wir warteten immer ein paar Wochen länger als andere Eltern. Doch das ist völlig normal. Im ersten Jahr bekam Luzie Krankengymnastik, danach verlief ihr Leben wie das aller anderen Kleinkinder auch. Sie wurde stolze, große Schwester eines Bruders, der übrigens mit stolzen 3500 g völlig termingerecht geboren wurde.   Dass es auch anders hätte kommen können, wurde mir erst wieder bewusst, als Luzies Einschulung anstand und sie von der Amtsärztin untersucht wurde.

Das verfrühte, größte Glück der Welt

„Sie wissen, dass sie Luzie aufgrund der Frühgeburt noch ein Jahr von der Schule zurückstellen könnten?“, fragte die Ärztin und ergänzte, ohne meine Antwort abzuwarten: „Davon würde ich Ihnen aber abraten. Luzie ist in jeder Hinsicht schulreif, ein tolles Mädchen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Sie haben Riesen-Glück gehabt. Frühgeborene sind oft unsere Sorgenkinder!“ Inzwischen ist Luzie in der vierten Klasse, ein kerngesundes, intelligentes und fröhliches Mädchen. Bis heute weiß ich nicht, warum es zu dieser Frühgeburt kam. Und letztlich ist das auch egal. Luzie war ganz einfach das etwas verfrühte, größte Glück der  Welt.

Luzie im Alter von 9 Jahren

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6 Kommentare

    1. allerdings, die Geschichte der kleinen Frieda aus dem Süddeutsche Magazin hat mich schwer-aufgewühlt. Wir können uns glücklich schätzen!

    1. Rückblickend gesehen: ja, kein Pappenstiel. Aber währenddessen habe ich das nur sehr bedingt realisiert. Irgendwie funktioniert man halt und sagt sich ständig: ach komm, andere haben es viel schlimmer, ist doch halb so wild. Und das stimmt natürlich auch. Aber letztlich hat mich die Frühgeburt damals mehr aus der Bahn geworfen, als ich mir eingestanden habe. Das Happy End ist allerdings grandios – bis heute :)

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