Wie heißt es so schön: Ein guter Reporter geht auch mal dahin, wo es weh tut! Und was läge da näher, als mal wieder zum Zahnarzt zu gehen.

Von Lachgas und anderen Schmerzmitteln

Schon mein erster Besuch beim Zahnarzt ist bis heute legendär. Ich war klein, ziemlich klein. Trotzdem entwickelte ich Bärenkräfte und zappelte beherzt auf dem Stuhl rum, bis sich diese Maske auf mein Gesicht senkte und Lachgas verströmte. Von dem Tag an fand ich Zahnarzt toll.

In den Genuss von Lachgas kam ich leider nie wieder. Aber ich entwickelte einen regelrechten Ehrgeiz, auf Schmerzmittel und Spritzen zu verzichten. Bis ich, im Alter von vielleicht 17, meine bösen Amalgamfüllungen gegen Gold tauschen ließ – alles ohne Betäubung. Seitdem bin ich eine Freundin von Spritzen. Und ich ging in all den Jahren immer brav zum Zahnarzt, zweimal oder wenigstens einmal im Jahr. Prophylaxe, Komplimente für die gelungenen Goldfüllungen und meine Zahnpflege – das Leben war gut.

Dental Ästhetik …

Vor einigen Jahren landete ich dann in der Praxis mit dem wohlklingenden Namen „Dental-Ästhetik“ im schönen Großhansdorf. Ästhetik ist immer gut und sowohl Praxis, wie auch Mitarbeiter machten seither keine Fehler.

alles ganz ästhetisch
alles ganz ästhetisch

Ganz im Gegenteil. Kaum hat man sich ins Wartezimmer gesetzt, wird man auch schon zur Behandlung gebeten. Alle sind freundlich, das Ambiente ansprechend und der Herr Zahnarzt ausgesprochen aufgeräumt und humorvoll. Und er gehört zu den wenigen Männern, die noch ein – wenn auch verzerrtes Lächeln – bekommen, wenn sie mir sagen, ich solle doch mal eben den Mund halten.

Nun gab es in den vergangenen fünf Jahren auch keine dramatischen Dinge an meinem Gebiss zu erledigen, so dass sich die Herausforderung vermutlich in Grenzen hielt. Ok, einmal wurde ein Zahn gekonnt überkront. Aber aus gut-unterrichteten Kreisen weiß ich, dass andere Menschen in meinem Alter viel schlimmere Baustellen vorzuweisen haben. Bei besagter Überkronung durfte ich sogar einen Film auf einer spacigen Brille gucken. „Die fabelhafte Welt der Amélie“ – es hätte schlimmer kommen können.

Die grausame Wahrheit

Nun aber war der große Tag für Dr. Kusche, so heißt der Gute, gekommen. Seit gut zwei Monaten hatte ich gespürt, dass einer meiner goldigen Backenzähne sich nicht wohl fühlte. Es ließ sich nicht länger hinausschieben, ich musste dahin gehen, wo es weh tut, damit es nicht irgendwann richtig weh tut.

Erschütternd: Gemeinsam stellten wir fest, dass ich zwei Jahre nicht bei meinem Lieblingszahnarzt gewesen war. Wie konnte das geschehen?? Kein Wunder, dass der Zahn mich darauf aufmerksam machte.

Auf den ersten Blick sah für Dr. Kusche alles friedlich aus. Doch das Röntgenbild brachte die grausame Wahrheit ans Licht. Ein dicker, fetter Karies hatte es sich pässlich gemacht. Dr. Kusche malte mögliche Horrorszenarien aus: „Das sitzt verdammt nah am Nerv, die Erhaltungswürdigkeit des Zahnes ist fraglich – Brücke, Implantat …“ Schlagartig wechselte der Soundtrack von Amélie zum Weißen Hai. Ich ließ mir trotzdem nichts anmerken.

Eine riesige Spritze versenkte sich in meiner Mundhöhle, so gut es ging plauderten wir über meinen und seinen Beruf. Während das Betäubungsmittel seine Arbeit verrichtete, beantwortete mir die ausgesprochen kompetent-wirkende Assistentin alle Fragen zu Implantaten, Preisen, Vorgehensweisen.

Wurzelbehandlung

Das kann so nicht jeder tragen
Das kann so nicht jeder tragen

Selbstverständlich war ich dafür, dass die nötige Wurzelbehandlung von einer 1A-Wurzelbehandlungsmaschine ausgeführt wird, die – soweit ich mich erinnere – ein wahres Genie ist und deshalb natürlich nicht von einer schnöden Gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird. Ein Hoch auf meine private Zusatzversicherung.

Und dann geschah das Seltsame: Dr. Kusche erschien, meißelte alles auf, entfernte unnötige Dinge aus dem Wurzelkanal, Nerven und so. Das wird ja eh alles überbewertet …

Aber: Es tat kein bisschen weh (Ist Schmerz nicht das Grundkonzept von Wurzelbehandlungen?). Der Zahn entpuppte sich sogar als durchaus noch erhaltenswert. Ein respektables Ding. Zwischendurch durfte ich immer mal, dank einer Kamera, bewundern, wie schön die drei Wurzelkanäle aussehen. Schade nur, dass die mögliche Videoübertragung auf besagte Brille nicht möglich war. Irgendein technischer Faux Pas der Praxis. Naja, man kann nicht alles haben.

Endlich wieder Prophylaxe

1A-Wurzelkanäle
1A-Wurzelkanäle

Das Ganze lief sogar so gut, dass die Kanäle direkt gereinigt und wieder gefüllt werden konnten. Natürlich mit irgendeinem High-Tech-Super-Zeug, das besser ist als alles, was je zuvor hierfür verwendet worden ist. Dental-Ästhetik eben.

Dann freuten der Dr., die Assistentin und ich und über ein gelungenes, zweites Röntgenbild meiner frisch-verputzten Wurzelkanäle und über die Aussicht auf weitere, launige Zusammenkünfte. Drei weitere Termine dürfen es noch sein, natürlich auch die schmählich-vernachlässigte Prophylaxe. Hach, ick freu mir drauf.

In diesem Sinne: Einen schmerzfreien Tag, meiner ist es, das Provisorium hat sicher Weltraum-Qualität ;)

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